Argonauta Kapitel 12-22
Datum: 15.10.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... ein grünes Kleid aus dichtem Regenwald an. Ihre Augen verwandelte er in glitzernde und funkelnde Seen und den Himmel über ihr stattete er mit prächtigen Vögeln aus. Damit K'gari nicht alleine blieb, übergab er anschließend die Insel den Butchalla-Aborigine, die seitdem auf K'gari leben.
So erklären sich die Butchalla die Entstehung der Insel, die von den weißen Siedlern ursprünglich nur Big Sandy Island getauft wurde, heute aber unter dem Namen Fraser Island bekannt ist. Nicht minder spannend als die Erzählung aus der Traumzeit der Aborigine allerdings ist die Geschichte, wie Fraser Island wirklich entstanden ist.
Mit einer Fläche von einhundertachtzigtausend Hektar ist sie die größte Sandinsel der Welt, geschaffen nur durch die fortwährende Kraft der Erosion.
Reichlich eine halbe Millionen Jahre lang schliff der Wind beständig an den Bergen der Great Dividing Range, ganz so wie er es noch heute tut. Flüsse transportierten den feinen Sand anschließend nach Osten zur Küste hin. Dort lagerten sich die mitgeschleppten Sedimente nach und nach ab, bis sich schließlich so viel Material aufgetürmt hatte, dass es als Inselchen die Wasserfläche durchbrochen hatte. Bis heute war Fraser Island auf diese Weise zu einer Insel angewachsen, die in ihrer Nord-Süd-Ausdehnung knapp einhundertfünfundzwanzig Kilometer lang und von West nach Ost zwischen fünf und fünfundzwanzig Kilometer breit war.
Es war Dienstag und Fraser Island war der erste Zwischenhalt auf der Expeditionsfahrt ...
... derArgo.
K'gari, der Name, den die Ureinwohner vom Volk der Butchalla der Insel gegeben hatten, bedeutete übersetzt etwa „Paradies". Und genau das war Fraser Island. Ihre schier endlos langen Sandstrände, von denen der längste derSeventy Five Miles Beach im Osten des Eilands war, meterhohe Sanddünen, dichter Regenwald in ihrem Herzen und herrlich klare Flüsse und Seen lockten jedes Jahr Heerscharen von sonnenhungrigen Touristen und erholungsbedürftigen Küstenbewohnern an. Der gesamte Norden der Insel aber war als Great Sandy National Park ausgewiesenes Naturschutzgebiet und ein Paradies für Naturforscher. Insbesondere für Ornithologen war das Eiland ein wahres El Dorado. Nicht weniger als dreihundertfünfzig verschiedene Vogelarten nutzten Fraser Island als Nist-, Rast- und Futterplatz. Dass dieses Naturwunder heute noch existierte, hatte man vor allem eifrigen Naturschützern, insbesondere John Sinclair aus dem Küstenort Maryborough zu verdanken, die in den 1960er Jahren die Insel erfolgreich vor dem Raubbau durch Sandminen bewahrt hatten.
Der Norden der Insel war auch das Ziel des Dreiergespanns. Möglichst leise ruderte Melina das kleine Boot die Küstenlinie entlang. Undurchdringlicher Wald dominierte das Bild des nördlichen Teils der Insel. Vielerorts drängten sich die imposanten Stämme bis zum Strand. Ein dichter Mangrovendschungel erhob sich auf stelzenartigen Wurzeln aus dem brackigen Wasser. Für viele Fische war das labyrinthische Wurzelwerk der Mangrovenbäume eine ...