1. Argonauta Kapitel 12-22


    Datum: 15.10.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... er konnte die Scherbe ins Fleisch. Er traf Renner in den Oberarm. Tief glitt die provisorische Klinge ins Muskelfleisch und Singer spürte warme Blutspritzer auf seiner Wange.
    
    „Das ist für meine Tochter, Arschloch!", schrie er.
    
    Renner heulte schmerzerfüllt auf und ließ völlig überrumpelt das Tablett laut klimpernd auf den schmutzigen Boden fallen.
    
    Singer zog die Scherbe aus Renners Fleisch und stieß erneut zu. „Und das für meine Frau!"
    
    Dann trat er Renner hart in die Kniekehle. Renner brüllte wie am Spieß und ging zu Boden. Er krümmte sich vor Schmerz, griff nach seiner Schulter.
    
    „Du Schwein!", schrie Renner in Rage. „Ich bring' dich um, ich schwör's!"
    
    Donald Singer zog die Scherbe wieder heraus. Vielleicht würde er die Waffe noch brauchen. Dann fischte er den Schlüsselbund aus Renners Hosentasche. Zur Sicherheit versetzte er Renner noch einen Tritt zwischen die Beine. Damit wäre er hoffentlich lange genug außer Gefecht gesetzt. Singer öffnete die Tür und dann schloss er Renner in dem Verließ ein, in dem er noch vor einigen Augenblicken gesteckt hatte.
    
    Sein Puls raste. Die Aktion hatte ihn doch einiges mehr an Kraft gekostet, als er gedacht hatte. Singer lehnte sich einen Moment lang gegen die Eisentür, atmete tief ein und wieder aus und versuchte, die nächsten Schritte zu planen.
    
    Junge, denk nach, ermahnte er sich.
    
    Er wartete ab, bis sein Puls sich wieder einigermaßen beruhigt hatte. Von der anderen Seite hörte er das schmerzvolle Jaulen Renners, ...
    ... der sich vermutlich immer noch am Boden wand wie ein Fisch an Land. Singer bemühte sich, sich umzusehen.
    
    Doch wohin Singer auch blickte, nirgends war etwas zu erkennen. Er musste sich in einem schmalen Gang befinden, so viel war sicher. Nirgends gab es Fenster, die Tageslicht hätten hereinlassen können. Also musste er sich logischerweise unter der Erde in einem Kellergewölbe oder dergleichen befinden. Soweit Singer sehen konnte, gab es nirgendwo eine künstliche Lichtquelle und auch keinen Lichtschalter. Wie um alles in der Welt hatte Renner sich hier nur zurechtfinden können? Hatte er etwa eine Taschenlampe bei sich gehabt?
    
    „Du Narr", schimpfte Singer laut mit sich selbst. Wieso hatte er das nicht bedacht und Renners Taschen danach abgesucht?
    
    Egal. Es war jetzt nicht mehr zu ändern. Jetzt noch einmal zu Renner in die Zelle zurück zu kehren, traute er sich auch nicht. Ihm blieb keine andere Wahl als sich auf seine anderen Sinne zu verlassen.
    
    Vorsichtig tasteten seine Hände in der Dunkelheit die Holztür ab. Es war nur logisch, dass die Tür in die Wand eingelassen war, wenn er der Wand einfach in die immer gleiche Richtung folgte, würde er zwangsläufig irgendwo rauskommen.
    
    In dem Gang war die Luft ebenso kühl und muffig wie in seiner Zelle. Er hörte Wasser, das laut auf den steinernen Boden tropfte. Seine Hände fühlten kalten, feuchten Stein. Er war rau und mit einer schmierigen Schicht überzogen, von der Singer gar nicht so genau wissen wollte, um was genau es sich ...
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