1. Argonauta Kapitel 12-22


    Datum: 15.10.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... schweißgebadet erwachte. Er zitterte am ganzen Leib und keuchte unregelmäßig. Ein übermäßiger Druck lastete auf seinem Brustkorb, als habe man seinen Thorax in einen riesigen Schraubstock gesteckt und fest zugedrückt, sodass er glaubte, ersticken zu müssen.
    
    Schon lange hatten seine Panikattacken nicht mehr so heftig zugschlagen wie jetzt. Sie kamen aus heiterem Himmel, überfielen ihn heimtückisch und warfen ihn wie ein tobender Sturm mit spielerischer Leichtigkeit um. Er wollte aufstehen, doch er konnte nicht. Seine Glieder lagen nur schwer wie Blei nutzlos da und ließen sich nicht einen Millimeter anheben.
    
    Die Verzweiflung darüber sich nicht rühren zu können verstärkte seine Panik und er hatte umso mehr das Gefühl keinen Sauerstoff mehr zu bekommen. Es war ein einziger Teufelskreis aus dem es kein Entrinnen gab.
    
    Er versuchte, sich zu entspannen, Ruhe in seinen Körper zu bringen. Er hatte nun schon fast alles probiert, um die Schübe unter Kontrolle zu bringen. Autogenes Training, Johanniskraut, Meditation. Meist gelang es ihm inzwischen sogar, aber diesmal war es ihm unmöglich. Sein Verstand raste, wollte einfach nicht zur Ruhe kommen.
    
    Die Stimmen kamen. Erst waren sie ein unverständliches Wispern, wie Rauschen in den Blättern. Dann wurden sie lauter, wurden zu einem vorwurfsvollen Flüstern. Immer wieder raunten sie ihm den immer gleichen Satz zu: „Du bist an allem schuld!"
    
    Er wollte schreien und ihnen antworten: „Nein!" Aber er brachte keinen Laut aus seiner ...
    ... Kehle hervor.
    
    Die Stimmen wurden lauter, klagten nun wie ein Schlosshund ihr Lied. Dann nahmen sie Gestalt an, wurden zu hässlichen Geistern, die sich wütend auf ihn stürzten, um ihn zu zerfetzen. Er wollte um sich schlagen, um die bösen Dämonen zu vertreiben, aber auch das gelang ihm nicht. Diesmal war er den diabolischen Schatten seiner Vergangenheit gnadenlos und absolut schutzlos ausgeliefert.
    
    Und dann, ganz unerwartet, erschien sie. Eine engelsgleiche Figur. Leichtfüßig erschien sie ihm. Ihr Körper leuchtete hell. Sie lächelte ihm aufmunternd und freundlich zu. Sanftmütig kam sie näher, als würde sie im Raum schweben und die Geister wichen zurück. Die Frau vertrieb die Gespenster. Sie legte ihre Hand auf seine Brust und auf einmal war er frei. Er konnte sich wieder regen und die Last war von ihm genommen.
    
    Die Frau erhob sich, blickte ihn mit grünen Augen an, als wolle sie ihm sagen, alles würde wieder gut. Ihr langes, rotes Haar umschmeichelte ihr Gesicht. Doch er konnte nicht erkennen, wer es war. Und dann plötzlich löste sich die Frau in Nichts auf. Wie Rauch verschwand sie so plötzlich wie sie gekommen war und Florian war wieder allein.
    
    Er schreckte auf, blickte sich um. Die Kabine war leer. Niemand außer ihm war hier. Von der fremden Schönheit keine Spur. Nein, fremd war sie nicht gewesen, dämmerte es ihm. Es war Julia gewesen, da war er sich sicher.
    
    Als ob ausgerechnet siemir helfen würde, wurde es ihm schmerzlich bewusst.
    
    Natürlich war ihm klar, ...
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