1. Argonauta Kapitel 12-22


    Datum: 15.10.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... rau und trocken an. Er hatte schrecklichen Durst und beschloss, noch einmal einen Abstecher zum Gemeinschaftsraum zu machen und sich einen Tee zu kochen.
    
    Er war überrascht, als er bemerkte, dass im Gemeinschaftsraum Licht brannte. War er nicht der einzige, der zu nachtschlafener Zeit aus seinem Bett vertrieben wurde?
    
    Noch verblüffter war er, als er Julia im gedimmten Dämmerlicht in der Sitzecke hocken sah. Sie kauerte auf einem der Sessel, hatte die Knie angezogen und die nackten Füße auf das Sitzpolster gestellt. Vor ihr auf dem Tisch hatte sie einen Becher mit dampfendem Tee stehen. Sie war in einen offenbar interessanten Text vertieft, denn ihre Augen starrten konzentriert auf das helle Display eines Tablets und sie hatte noch gar nicht mitgekriegt, dass er hier war. Eine Strähne ihres roten Haares fiel ihr ins Gesicht und einmal mehr fiel ihm auf, wie unglaublich hübsch sie aussah.
    
    „Hey", sagte er leise.
    
    Sichtlich unerfreut blickte sie auf und er merkte sofort, wie sich augenblicklich ihre Körperhaltung versteifte. Im Raum wurde es schlagartig mehrere Grad kälter.
    
    „Auch hey", antwortete sie einsilbig.
    
    „Störe ich?", fragte er vorsichtig.
    
    „Nein", antwortete sie, doch ihr Blick verriet ihm, dass sie genau das Gegenteil von dem meinte, was sie gesagt hatte.
    
    Er hätte einfach wieder umkehren können, aber er wollte nicht jedes Mal derjenige sein, der klein bei gab. Nicht diesmal. Außerdem hatte er Durst. Deshalb griff er sich einen Becher aus dem ...
    ... Schrank, schaltete den Wasserkocher ein und während er darauf wartete, dass das Wasser sprudelte, ließ er einen Beutel Früchtetee in den Becher gleiten. Der Wasserkocher piepste leise und Florian goss sich ein. Mit dem Becher in der Hand setzte er sich an den Platz auf der anderen Seite des Tisches.
    
    „Kannst du auch nicht schlafen?", fragte er zögernd.
    
    Julia war wieder in ihren Text vertieft und sagte achselzuckend: „Ich brauch' nicht so viel Schlaf."
    
    Das ist ja wieder mal typisch, dachte er,Miss Perfect hat keinen Schlaf nötig, sie funktioniert auch so einwandfrei.
    
    Doch sofort tat es ihm leid, dass er so dachte. Zum Glück hatte er es nicht ausgesprochen.
    
    „Was liest du da?", fragte er.
    
    „Verstehst du sowieso nicht."
    
    „Woher willst du das wissen?", fragte er enttäuscht. Es schmerzte ihn wirklich, dass sie glaubte, er hätte keine Ahnung.
    
    Wenn sie nur nicht diese herablassende Art an sich hätte.
    
    „Ist ein wissenschaftliches Paper. Ich glaub' kaum, dass du damit etwas anfangen kannst", sagte sie und hielt ihm das Tablet entgegen.
    
    Florian warf interessiert einen Blick darauf und überflog die Überschrift.
    
    „Ach, diesen Artikel kenne ich", sagte er. „Darin beschäftigen sich die Autoren damit, dass im Naturschutz nicht mehr nur genetische Besonderheiten von Populationen Beachtung finden sollten, sondern auch ihre kulturellen Eigenschaften. Hal Whitehead ist einer der Co-Autoren, soweit ich mich erinnere."
    
    Überrascht starrte Julia ihn an. „Du kennst ...
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