1. Argonauta Kapitel 12-22


    Datum: 15.10.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... so heftig, dass sie für einige Sekunden Sterne tanzen sah. Sie stolperte nach hinten und konnte gerade so noch einen Sturz verhindern.
    
    „Autsch! Kannst du nicht aufpassen, du dämliche Kuh?", zischte es wütend.
    
    „Pass doch selber auf!", giftete Julia zurück.
    
    Sie war in Eric McKenna gerauscht, den ersten Offizier. Natürlich. Ausgerechnet in den Mann an Bord, der sie wohl am wenigsten ausstehen konnte. Das hatte der Riese mit den weichen Gesichtszügen sie schon am allerersten Tag ihrer Begegnung mehr als deutlich spüren lassen. Bislang waren sie und der erste Offizier sich zum Glück nur flüchtig begegnet. Doch dass das nicht ewig so sein würde, war Julia von Anfang an klar gewesen.
    
    „E ... E ... Entschuldigung", stammelte Julia, um die peinliche Situation nicht noch weiter eskalieren zu lassen. „Es tut mir furchtbar leid. Ich wollte wirklich nicht ... "
    
    „Schon gut, Püppchen", unterbrach McKenna sie barsch, „geh mir einfach aus dem Weg."
    
    Julia trat zur Seite. Der Hüne quetschte sich an ihr vorbei.
    
    „Du hättest mich wenigstens fragen können, ob ich mir etwas getan habe", maulte Julia.
    
    „Wieso? Ist doch nichts passiert", grummelte McKenna wie ein schnaubendes Walross und stapfte davon.
    
    Immer noch ärgerlich über die unfreundliche Begegnung mit dem ersten Offizier, setzte Julia ihren Weg fort. Bei McKenna hatte sie eindeutig keinen Stein im Brett und dieser Zusammenstoß hatte seine schlechte Meinung über sie ganz bestimmt nicht verbessert. Sie beschloss, ...
    ... McKenna einfach so gut es ging zu meiden. Plötzlich schien ihr Florian ein im Vergleich zu diesem Rüpel wahrhaft angenehmer Genosse zu sein, ja geradezu sympathisch.
    
    Augenblick, hielt Julia inne,habe ich Florian gerade wirklich als sympathisch bezeichnet? Der Zusammenprall hatte doch wohl nicht etwa irgendwie bei ihr ein Schädel-Hirn-Trauma ausgelöst?
    
    Kopfschüttelnd über sich selbst ging sie weiter und war bald schon wieder draußen auf dem Arbeitsdeck. Die Sonne war inzwischen hinter dichten Wolken verschwunden.
    
    Sie ging zur Reling und schaute wieder dem dramatischen Wetterschauspiel zu. „Guten Morgen Julia", raunte es hinter ihr. Sie brauchte sich nicht umzudrehen. Inzwischen war ihr David Fishers angenehme Baritonstimme wohlvertraut.
    
    „Guten Morgen", antwortete sie höflich, „du bist schon wach?"
    
    Fisher lachte mit seiner herzlichen Art und antwortete: „Das wollte ich dich gerade fragen. Normalerweise bin ich immer derjenige, der zuerst auf dem Arbeitsdeck ist. Abgesehen von der Crew natürlich. Hast du etwas dagegen, wenn ich dir ein bisschen Gesellschaft leiste?"
    
    „Überhaupt nicht, sagte sie und trat symbolisch einen Schritt zur Seite. „Eigentlich sollte ich noch todmüde im Bett liegen. Melina schläft noch wie ein Stein."
    
    „War auch eine anstrengende Aktion. Aber sehr erfolgreich. Ihr habt gestern ein Arbeitspensum geschafft, wofür wir sonst zwei, manchmal auch drei Tage gebraucht haben."
    
    „Florian hat die Hauptarbeit geleistet", gab sie zu, „er war es, der auf ...
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