Argonauta Kapitel 12-22
Datum: 15.10.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... zur Welt bringen. Mittlerweile glaubt man, dass die Wale in die warmen Gewässer ziehen, um Schwertwalen auszuweichen, für die sonst die Kälber allzu leichte Beute wären. Aber bewiesen ist das noch nicht."
Die Wale tauchten wieder auf. Nur fünf, sechs Meter vom Boot entfernt stießen zwei Dampfsäulen in die Luft, eine große, die von der Mutter stammte, und eine etwas kleinere.
„Da sind sie", rief Julia. Ihr Herz pochte. Der Moment der Wahrheit kam immer näher.
„Gut", rief Fisher und griff die Armbrust. „Zum Schießen sind wir nah genug. Aber wir müssen noch viel dichter heran, damit wir den Datenlogger anbringen können."
„Wie nahe wollen Sie denn?", fragte McKenna.
„Bis auf Streichelnähe."
„Das wird bei dem Wellengang aber schwierig, Sir", sagte der erste Offizier.
„Probieren wir es trotzdem. Aber erst mal werde ich schießen. Wenn wir den Sender nicht anbringen können, haben wir wenigstens die Gewebeproben."
Fisher stellte sich in Position. Er versuchte, den Wal anzuvisieren. Doch die Nussschale, in der sie sich befanden, wurde von den Wellen auf und ab geschleudert und immer wieder verlor er sein Ziel aus den Augen.
„Verdammter Wellengang!", schimpfte er und ließ die Armbrust sinken. „Schwerer als gedacht." Dann setzte er die Armbrust noch einmal an. Er zielte und hielt die Luft an. Dann feuerte er. Und traf. Die Harpune hatte die Mutter getroffen. Das imposante Tier würde es kaum spüren.
„Super!", rief er begeistert. „Ich werde versuchen, auch ...
... eine Probe von dem Kleinen zu entnehmen." Das war noch schwieriger, denn das Ziel war kleiner, aber das Boot schaukelte nicht weniger. Außerdem wurden seine Finger von Minute zu Minute kälter und steifer. Der Regen nahm zu und raubte ihm die Sicht.
„Das wird ein Schuss ins Blaue", seufzte er wenig optimistisch. Aber er hatte Glück. Der Pfeil traf erneut.
„Mein Job ist erledigt, jetzt bist du dran", sagte er und klopfte Julia aufmunternd auf die Schultern.
„Bereit?"
„Nein", antwortete Julia wahrheitsgemäß.
„Egal, du schaffst das schon."
Sie war wie gelähmt, als sie langsam aufstand. Das Boot schwankte und sie hatte Mühe das Gleichgewicht zu halten. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch griff sie nach dem Datenlogger. Das Gerät fühlte sich in ihren Händen überraschend leicht an.
„Es kann nichts passieren", sprach Fisher ihr Mut zu, „bleib ganz ruhig. Du musst nur sehen, dass du dicht genug heran kommst. Alles andere ist kinderleicht - als würdest du ein Navigationsgerät an die Windschutzscheibe deines Autos anbringen wollen."
„Navigationsgerät? Auto? Ich hab' nicht mal einen Führerschein", gestand sie.
Melina kicherte und Julia warf ihr einen bösen Blick zu, woraufhin die Vogelkundlerin umgehend verstummte. McKenna verdrehte die Augen abfällig, als wolle er damit andeuten, von ihr nichts anderes erwartet zu haben. Und Florian ... seinen Blick vermochte sie überhaupt nicht zu deuten.
„Na ja, es ist jedenfalls ganz einfach", sagte Fisher. „McKenna, bringen ...