Argonauta Kapitel 12-22
Datum: 15.10.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... Sie uns so nahe wie möglich heran."
Die Wale waren noch nicht wieder abgetaucht. Ihre dunklen Leiber ragten aber kaum aus dem Wasser heraus, es war nur wenig mehr als die flache Rückenfinne zu erkennen.
McKenna steuerte das Boot langsam näher. Das Boot wurde hin und her geschleudert, sodass Julia sich fragte, warum die Wale eigentlich so lange an der Wasseroberfläche verharrten. Warum tauchten sie nicht ab, wo die See doch in größerer Tiefe ruhiger war? Vielleicht konnte das Junge noch nicht so lange tauchen, überlegte sie.
„Okay", wir sind jetzt nah genug dran", sagte Fisher. „Jetzt oder nie!"
Und tatsächlich hatte der erste Offizier es geschafft, trotz des wilden Geschaukels das Beiboot nahe genug an die Wale heran zu bringen, dass Julia nur noch den Arm auszustrecken brauchte, um das Muttertier zu streicheln. Aber Julia stand nur wie gelähmt dort.
„Bring den Sender an!", rief Fisher.
Doch Julia konnte einfach nicht. Irgendetwas hinderte sie daran. Die Wale machten sich bereit zum Abtauchen. Bald war das Zeitfenster überschritten.
„Du musst den Sender jetzt anbringen!", rief der Professor ihr ungeduldig zu.
Dann stand Florian auf. „Du schaffst das!", schrie er ihr aufmunternd zu und plötzlich löste sich die Blockade in ihr. Sie nickte leicht mit dem Kopf und beugte sich dann mutig so weit wie möglich aus dem Boot.
Die Haut der Walkuh war glatt und dunkelblau glänzend. Mit einer mutigen Bewegung drückte sie den Saugnapf des Datenloggers auf die ...
... Haut. Er saugte sich mit einem leisen Schmatzen fest und das Gerät war platziert. Kaum hatte sie das Gerät angebracht, machte die Walkuh auch schon einen Buckel und tauchte gemeinsam mit ihrem Jungen in die Tiefe des Ozeans ab.
Fassungslos stand Julia da. Etliche Sekunden verstrichen, dann erst begriff sie, dass sie es geschafft hatte. Und dann brach sie in lautes Freudengeschrei aus.
„Ich hab's geschafft!", rief sie überschwänglich. „Ich habe einen Wal besendert!"
Ein wirklich gutes Gefühl. Sie hatte ihre Feuertaufe bestanden und hätte am liebsten alle an Bord küssen wollen, selbst McKenna und Florian.
Aber dann gab es plötzlich einen Ruck. Das Boot wurde von einer Welle erfasst und neigte sich gefährlich zur Seite. Julia verlor das Gleichgewicht und entließ überrascht einen lauten Schrei. Sie taumelte, fiel hin. Im Rücken fühlte sie auf einmal den Wulst des Schlauchboots. Sie spürte, wie sie daran entlang glitt. Sie rutschte, ihre Hände wollten sich irgendwo festhalten, fanden aber nichts. Überall war nur Leere.
Panik erfasste sie und sie kreischte schrill: „Hilfe!"
Aber es war zu spät. Keiner an Bord konnte schnell genug reagieren. Hilflos mussten sie mit ansehen, wie Julia von Bord ging.
Kapitel 22 Auf der Flucht
Donald Singer hatte bis zum Morgengrauen gewartet. Er hatte sich hinter einer Sanddüne versteckt und hatte sich ausgeruht und über seine Situation nachgedacht. Er war auf einer Insel gefangen. Anfangs hatte er geglaubt, dass seine Situation ...