Argonauta Kapitel 12-22
Datum: 15.10.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... vor sich hatte. Da er nicht mehr der Jüngste war, kaum etwas gegessen und getrunken hatte und obendrein immer noch unter den Folgen seines Schlags gegen seinen Schädel litt, würde er dafür mindestens zwei Stunden benötigen. Hoffentlich hatte er diese Zeit noch.
Aber was blieb ihm schon anderes übrig? Er konnte unmöglich die ganze Strecke zum Festland schwimmen. Im Augenblick war sein Plan die einzige Alternative, die er hatte.
Der Sand unter seinen Füßen war weich. Immer wieder sank er ein und es fiel ihm schwer zu gehen. Singer schaute sich um, suchte nach einem Trampelpfad, doch den gab es zumindest in diesem Teil der Insel nicht. Vielleicht würde er im Wald schneller vorankommen. Aber er hatte Angst, von dort aus besser gesehen werden zu können.
Vielleicht sollte er sich einfach niederlassen, wo er war und darauf hoffen, dass ein Schiff vorbei kommen würde und dann winken? Aber das konnte ewig dauern. Er hatte keine Ahnung, wie oft Schiffe hier vorbei kamen und ob sie überhaupt nahe genug kamen, um an Bord gesehen zu werden. Schon bald keuchte er vor Anstrengung. Sein Magen knurrte. Wie lange mochte es wohl her sein, dass er zuletzt etwas gegessen hatte? Hoffentlich war es nicht seine Henkersmahlzeit gewesen.
Einen kurzen Augenblick lang hielt der Professor an und ruhte sich aus. Er hatte Seitenstechen und jeder Schritt war inzwischen zu einer Qual geworden. Er war eben nicht mehr der junge Hüpfer von früher, zudem war er es als Kunsthistoriker gewohnt, ...
... hinter seinem Schreibtisch zu sitzen. Er stolperte in Büchern und Bildern durch die Weltgeschichte, nicht mit seinen Füßen.
Als der Schmerz wieder auf ein erträgliches Maß abgenommen hatte, zwang er sich weiter zu gehen. Er hatte sich eine Blase gelaufen. Seine Schuhe waren für den unebenen Untergrund nicht geschaffen worden.
Das schlimmste war aber, dass die Zeit eindeutig gegen ihn arbeitete. Mit jeder Minute, die verging, wurde es heller und heller und die Gefahr, entdeckt zu werden, stieg exponentiell an. Er musste sich beeilen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte er, so schätzte er, die Insel bereits zur Hälfte umrundet. Wie lange er wohl dafür gebraucht hatte? Er hatte keine Ahnung. Nachdem die Sonne nun aber bereits ziemlich hoch stand und alles taghell erleuchtete, war definitiv mehr Zeit vergangen, als ihm lieb war und er würde mindestens noch einmal so lange benötigen, vielleicht sogar länger, denn seine Kräfte ließen nach. Hoffentlich war er durch das dichte Blattwerk noch gut verborgen.
Vielleicht wäre es doch besser gewesen, nicht erst bis zum Sonnenaufgang zu warten, dann hätte er wenigstens den Adrenalinschub ausnutzen können, den seine Flucht verursacht hatte und wäre jetzt schon weiter.
Singers Lungen brannten. Er hatte Hunger und Durst, die Blase an seinem Fuß war aufgeplatzt und tat höllisch weh und er musste pinkeln. Außerdem war es, nachdem die Sonne nun vollständig aufgegangen war, innerhalb kurzer Zeit unerträglich heiß geworden. Der Schweiß ...