Argonauta Kapitel 12-22
Datum: 15.10.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... ein Auto? Als Jugendlicher hatte er einmal eine Jugendsünde begangen und das Auto seines Vaters kurzgeschlossen, um es sich zu „borgen". Er hatte seine damalige Freundin beeindrucken wollen und sie mit der Karre seines Vaters auf den Schulball fahren wollen. Dummerweise hatte er tags zuvor von seinem Vater Hausarrest aufgebrummt bekommen. Sein bester Freund hatte ihm dann erklärt, wie man ein Auto auch ohne Zündschlüssel starten konnte. Also hatte er sich über sein Zimmerfenster nach draußen in die Garage geschlichen und hatte sich auf den Weg zu seiner Freundin gemacht. Das anschließende Donnerwetter, das er am darauffolgenden Tag erlebt hatte, war es jedenfalls wert gewesen. Mit seiner damaligen Freundin war er schließlich seit fast vierzig Jahren glücklich verheiratet.
Doch das hier war kein Auto, es war eine Jacht. Er würde sie unmöglich zum Laufen bringen. Dennoch versuchte er es und drückte wahllos auf irgendwelchen Knöpfen herum, zog an Hebeln und betätigte Schalter.
Doch nichts geschah. Der Motor der Jacht blieb stumm wie ein Fisch.
„Scheiße!", fluchte Singer laut und hämmerte wütend auf das Armaturenbrett.
Und dann, ganz plötzlich, ertönte unerwartet ein Geräusch.
War der Motor angesprungen? Nein, denn es war nur ein kurzes Geräusch, ein leises Klicken, das schon wieder verstummt war, noch ehe er es richtig wahrgenommen hatte.
„Einen schönen guten Morgen, Professor", ertönte Jürgens' ruhige, nasale Stimme, „wohin wollen wir denn?"
Singer drehte ...
... sich um. Jürgens stand vor ihm und lächelte süffisant. Neben ihm stand Renner, der mit einer Waffe auf ihn zielte. Er sah übel zugerichtet aus und stierte ihn aus blutunterlaufenen Augen wütend an. Singer zweifelte keine Sekunde daran, dass Renner ihn schon längst abgeknallt hätte, hätte Jürgens nicht direkt neben ihm gestanden.
„Du lebst nur noch, weil wir deine Fachkenntnisse brauchen!", zischte Renner.
Jürgens' Augen funkelten Singer kalt an und konnten nicht verbergen, dass sein freundliches Getue und seine höflichen Floskeln nur Fassade waren.
„Sie können froh sein, dass wir zivilisierte Leute sind, Herr Professor", sagte Jürgens. „Aber auch die Geduld eines Gentleman ist vergänglich. Ich rate Ihnen deshalb dringend, von weiteren Fluchtversuchen abzusehen." Er machte eine gedehnte Kunstpause. Dann sagte er: „Sehen Sie, die Spielregeln sind einfach. Kooperieren Sie und es wird Ihnen nichts passieren. Darauf gebe ich Ihnen mein Wort. Wenn Sie sich aber weiterhin weigern sollten, dann wird mein Partner Sie mit dem größten Vergnügen töten, das können Sie mir glauben."
„Unsinn!", sagte Singer mit brüchiger Stimme. „Sie brauchen mich doch! Sie können sich gar nicht leisten, mich zu töten."
Das Lächeln in Jürgens' Gesicht erstarb urplötzlich. Mit eisiger Stimme antwortete er: „Glauben Sie ernsthaft, dass Sie der einzige Kunsthistoriker in Australien sind? Wenn Sie sich weigern, dann werden wir eben einen Ihrer Kollegen entführen. Und wenn der sich weigert, dann ...