Argonauta Kapitel 12-22
Datum: 15.10.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... jemandem", sagte Melina altklug.
„Ach ja? Dann weißt du aber mehr als ich!", sagte Julia belustigt.
„Na komm schon, mir kannst du nichts vormachen. Du und unser sexy Fotograf Florian, du bist ganz schön in ihn verknallt, stimmt's?"
„Ähm ... nein!", sagte Julia pikiert und verschränkte bestimmt ihre Arme vor der Brust. „Ganz bestimmt nicht. Florian ist definitiv der letzte Kerl auf Erden, der mich interessieren könnte. Und ich glaube, ihr habt alle gestern mehr als genug mitbekommen, dass wir wie Hund und Katz' sind."
„Na und? Gegensätze ziehen sich bekanntlich an."
„Aber nicht, wenn sie so konträr zueinander sind. Glaube mir, zwischen ihm und mir gibt es absolut keine Schnittmenge."
„Das verstehe ich nicht. Ihr habt nichts miteinander gemeinsam und trotzdem schlaft ihr miteinander?", fragte Melina interessiert.
„Was? Wie kommst du denn darauf?", fragte Julia erschüttert.
„Florian hat es mir erzählt", antwortete Melina. „Beim Abendessen."
„Er hat was getan?", entgegnete Julia entrüstet. „Er hatte nicht das Recht dazu, dir davon zu erzählen. Das geht nur ihn und mich etwas an!"
Ein breites Lächeln stahl sich auf Melinas Gesicht und Julia begriff. Sie hatte sich vollkommen auf das Glatteis führen lassen. „Florian hat dir gar nichts erzählt, stimmt's?"
„Ja. Du bist gerade dem ältesten aller Tricks aufgesessen. Florian hat mir gar nichts gesagt. Aber ich liege mit meiner Vermutung richtig, oder? Ihr habt Sex miteinander?"
„Also gut", ...
... antwortete Julia resigniert, „das bleibt aber unter uns, ja?"
„Von mir erfährt niemand ein Sterbenswörtchen, Ehrenwort."
„Wir hatteneinmal einen One Night Stand miteinander. Und dabei wird es auch bleiben", sagte Julia entschieden.
„War es etwa so schlimm?", fragte Melina neugierig.
„Eigentlich nicht. Es war sogar sehr schön."
„Was ist dann das Problem?"
„Als ich am nächsten Morgen realisiert habe, worauf ich mich eingelassen hatte, habe ich Panik gekriegt und bin geflüchtet. Ich weiß, nicht gerade sehr erwachsen von mir, aber ich hatte angenommen, dass ich ihn sowieso nie wieder sehen würde."
„Aber ihr habt euch wieder getroffen?"
Julia nickte stumm. „Ein paar Tage später, im Koala Sanctuary. Dabei haben wir uns ziemlich heftig gestritten. Er hat mir vorgeworfen, ich hätte einen Freund und ihn nur für einen billigen Seitensprung benutzt und mich eine ‚billige Schlampe' genannt."
„Oh je, das ist echt gemein und unsensibel von ihm gewesen", antwortete Melina mitfühlend. „Kein Wunder, dass er für dich wie ein rotes Tuch ist."
Auf einmal fühlte Julia sich wieder elend. Wut und Verzweiflung stiegen in ihr hoch. Und dann das ekelerregende Gefühl von Selbsthass. Schamvoll sagte sie: „Das Schlimme ist, dass er mit seiner Vermutung irgendwie nicht ganz unrecht hat."
„Wie jetzt?", fragte Melina, „sag jetzt nicht, dass du wirklich einen Freund hast!"
„Nein", antwortete Julia. Sie begann zu weinen.
„Es ist ... nicht so einfach zu erklären", schluchzte sie. ...