Argonauta Kapitel 12-22
Datum: 15.10.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... diebisches Grinsen stahl sich in Melinas Gesicht. Sie erhob sich und zog Julia mit sich. Lachend sagte sie: „Du wirst überrascht sein, aber die Duschkabinen sind erstaunlich geräumig ... "
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So früh am Morgen herrschte auf dem Arbeitsdeck noch andächtige Stille. Während sie unter der Dusche gewesen waren, hatte sich ein Wetterumschwung vollzogen. Der Wind blies kräftig und schaukelte die See auf. Dichte Gardinen aus trübgrauen Wolken verhüllten den Himmel, brachen auf und schütteten Tränen aus Regen aus. Trotz des unruhigen Wetters glitt dieArgo tapfer und ruhig über die Wellenkämme. Der Regen hatte das Arbeitsdeck wie Schmierseife in einen rutschigen Untergrund verwandelt, auf dem man kaum sicher gehen konnte, ohne alle paar Schritte auszugleiten.
Als Julia das Arbeitsdeck betrat, fröstelte ihr leicht. Regen peitschte in ihr Gesicht. Zitternd rieb sie sich die nackten Arme, um ihre Gänsehaut zu vertreiben. Sie hätte sich besser eine Jacke über ihr Top gezogen.
Melina hatte vorgeschlagen, gleich zum Frühstück zu gehen, nachdem die beiden mit dem Duschen fertig gewesen waren, sich gegenseitig mit dicken, flauschigen Handtüchern abgetrocknet und sich dann frische Kleidung angezogen hatten. Aber Julia wollte vor dem Frühstück noch etwas frische Luft schnappen, also hatte sie ihre Freundin allein los geschickt und ihr gesagt, dass sie in zehn Minuten nachkommen würde und einen kurzen Abstecher auf das Arbeitsdeck gemacht, das im Moment noch vollkommen ...
... menschenleer war. Julia blickte sich um, versuchte etwas zu erkennen, doch überall reichte ihr Blickfeld nur gut hundert Meter weit, dahinter verschwand alles in einer dunstigen Wand aus rauchigem Nebel und Regen.
Gedankenverloren starrte Julia in die Ferne. Sie fragte sich, wo sie gerade waren. Vermutlich hatten sie die Moreton Bay mit ihren zahlreichen Inseln bereits hinter sich gelassen und fuhren nun weiter nordwärts die Gold Coast entlang, aber so ganz ohne die Küstenlinie zu sehen, war es, ohne jegliche nautischen Kenntnisse und ohne einen Blick auf die Instrumente auf der Brücke zu werfen, unmöglich zu sagen, wo genau sie sich gerade befanden. Irgendwo im Norden musste sich das erste Zwischenziel ihrer Reise befinden, Fraser Island. Aber Julia wusste nicht, wann genau sie dort ankommen würden. Sie hoffte aber inständig, dass das Wetter bei ihrer Ankunft besser sein würde.
„Guten Morgen."
Julia wirbelte herum. Als ihr Blick den des jungen Mannes kreuzte, der in einigen Metern Abstand zu ihr stand, verfinsterte sich ihre Miene schlagartig. Florian. Na toll, der Morgen fing ja schon gut an!
„Was willstdu denn hier?", fauchte sie kratzbürstig.
„Dir ein Versöhnungsangebot überreichen", antwortete Florian und deutete mit seinem Blick auf zwei Becher dampfenden Kaffes, die er in seinen Händen hielt. Einen davon streckte er in Julias Richtung aus.
Anstatt den Becher zu greifen, entgegnete Julia eingeschnappt: „Ich trinke keinen Kaffee."
„Sorry, das wusste ich nicht. ...