1. Argonauta Kapitel 12-22


    Datum: 15.10.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Ich kann aber gern noch einmal zurückgehen und dir etwas anderes holen, wenn du möchtest. Was willst du denn?"
    
    „Meine Ruhe."
    
    „Schön", antwortete Florian gereizt, machte aber keine Anstalten, zu gehen. Die Sekunden verstrichen. Eins, zwei, drei, ...
    
    „Bist du taub? Du sollst verschwinden, hab' ich gesagt!", zischte Julia erregt.
    
    „Nein, du sagtest, dass du deine Ruhe haben willst. Also bin ich still. Von Weggehen war nicht die Rede."
    
    „Mensch, Florian", sagte Julia genervt, „du bist so ein Vollidiot. Warum kannst du mich nicht einfach in Ruhe lassen?"
    
    „Weil ich mich bei dir wirklich entschuldigen will. Was ich da zu dir gesagt habe, war nicht in Ordnung."
    
    „Ach, das ist dir auch schon aufgefallen? Na herzlichen Glückwunsch. Deine Entschuldigung kannst du dir von mir aus sonst wohin schieben."
    
    „So kann das doch nicht weiter gehen mit uns!", sagte Florian wütend.
    
    „Da hast du verdammt noch mal recht."
    
    „Also, was schlägst du vor?"
    
    „Ist doch ganz klar, einer von uns muss das Schiff verlassen", stellte Julia fest.
    
    „Das werde ich ganz bestimmt aber nicht sein", entgegnete Florian entschieden. „Ich habe zig Monate an Vorarbeit in diese Reise investiert, unzählige Stiftungen abgeklappert, die finanzielle Mittel lockermachen würden und wochenlang alle notwendigen Anträge und Dokumente ausgefüllt. Ichkann jetzt keinen Rückzieher machen."
    
    „Ich aber auch nicht", sagte Julia und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Ich habe mich so sehr auf ...
    ... diese Reise gefreut und jetzt kommst du und musst mir alles kaputt machen."
    
    „Hör zu, meinst du etwa, ich hätte mir ausgesucht, mit dir auf diesem Schiff gefangen zu sein? Ich wusste nicht, dass du ebenfalls auf derArgo sein würdest. Ich wusste noch nicht einmal, dass du Biologin bist. Woher auch? Du gehst mir ja ständig aus dem Weg und redest nicht mit mir!"
    
    Julia lachte schrill auf. „Ich wüsste nicht, was wir beide miteinander zu bereden hätten."
    
    „Bitte", flehte Florian, „es muss doch einen Weg geben, wie wir miteinander klar kommen. Wir wollen doch beide nicht von diesem Schiff runter, richtig?"
    
    Nachdenklich kaute Julia auf ihrer Lippe. Eine dumme Angewohnheit von ihr, die sie immer zeigte, wenn sie von innerer Unruhe gepackt wurde.
    
    Natürlich hatte Florian recht. Im Grunde waren sie doch beide zwei erwachsene und zivilisierte Leute, die vernünftig miteinander umgehen können sollten. Außerdem verspürte Julia keine große Lust, wegen dieses Mannes ihren großen Traum aufzugeben. Wenn sie dafür in Kauf nehmen musste, mit ihm zusammen zu arbeiten, musste sie wohl oder übel einen Schritt auf ihn zu gehen.
    
    „Na schön", sagte sie diplomatisch, „ich schlage einen Waffenstillstand vor, einverstanden?"
    
    „Einverstanden."
    
    „Wir ... vergessen unseren Streit und bemühen uns ab sofort darum, professionell miteinander zu kooperieren. Wir reißen uns nicht gegenseitig die Köpfe ab und gehen uns nicht an die Gurgel, wenn einer von uns auf den anderen trifft."
    
    „Prima", sagte ...
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