Politisieren geht über Studieren (01)
Datum: 11.11.2020,
Kategorien:
Voyeurismus / Exhibitionismus
... erwidere ich trocken, „ich wünsche euch einen schönen Urlaub."
„Den werden wir haben", grinst sie in Richtung Dirk und ihre Vorfreude auf die Malediven ist ihr mehr als anzumerken.
„Na dann, lass es dir gut gehen", klopft besagter Dirk mir auf die Schulter. Eine Umarmung meiner Mutter und ein kurzes Abschiedswinken später stehe ich in der großen Eingangshalle des Hauses und lasse einen Seufzer der Erleichterung von mir, als die Haustür ins Schloss fällt.
Endlich allein, endlich frei! Langweilig wie ich manchmal bin, greife ich mir ein paar Schoko Bons, eine Tüte Nacho Chips mit Käse-Sauce, zwei Flaschen Cola und des guten Willens und der Verdauung halber einen Apfel und ziehe mich in mein Dachgeschoss zurück.
Gemütlich platziere ich mich in meinen Chefsessel vor meinen PC und überlege, mit welchem Spiel ich meinen „Zockertag" denn beginnen könnte. Die Auswahl ist breit gefächert und dementsprechend schwierig.
Eines ist jedoch sicher: Ich möchte für mich spielen, heißt alle Optionen, die zu einem gemeinsamen Online-Spiel mit Freunden führen könnten, entfallen.
Noch bevor ich mich der Wonne von stundenlangem Durchzocken hingeben kann, klingelt mein Handy: Tante Heidi ruft an.
„Na Jungspund!", grüßt sie mich in ihrer gewohnt fröhlichen Stimme.
„Hey Tante Heidi!"
„Schon große Partypläne? Oder lädst du dir doch lieber ein nettes Mädel ein? Wenn ja, dann muss ich sie natürlich vorher erstmal kennenlernen!"
„Weder noch, ich lass' es einfach ruhig ...
... angehen."
Ein tiefer Seufzer am anderen Ende der Leitung verrät mir, was jetzt kommen wird: „Du musst leben Jacob, LEBEN! Gerade jetzt, da deine Eltern nicht da sind. Wenn du Hilfe beim Verwischen der Spuren brauchst weißt du ja, wo ich wohne."
Ich muss ein wenig schmunzeln. So war sie schon immer gewesen, die liebe Tante Heidi und so sehr manche Familienmitglieder sie für manche Aussage verteufelten, so sehr mag ich sie dafür.
Sicher, sie kann einem manchmal gehörig auf die Nerven gehen, aber alles in allem war sie eine meiner Lieblingsverwandten.
„Wir sehen uns bestimmt mal", versichere ich ihr in freundlichem Ton.
„Na dann: Viel Spaß beim Pläne schmieden."
„Danke!", entgegne ich und lege auf. „Dir viel Spaß beim Vögeln des Gärtners", setze ich hinterher. „Danke!", trällert es mir aus der Leitung entgegen und zu meinem Schock muss ich feststellen, dass ich wohl nicht ganz den richtigen Punkt auf dem Display meines Smartphones getroffen habe.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, hänge ich dieses Mal richtig auf und weiß jetzt schon, dass sie die Geschichte auf der nächsten Familienfeier vor versammelter Mannschaft erzählen wird.
Die Aufmerksamkeit wieder auf meinen PC gerichtet, soll es nun endlich weiter im Programm gehen. Als ich gerade angefangen habe, meine Spiele-Bibliothek zu durchforsten, erregt eine Benachrichtigung aus der politischen Welt meine Aufmerksamkeit: „Neubauer entgleiten bei Lanz die Gesichtszüge".
Ich würde mich nicht als politisch ...