1. Die Agentur 03


    Datum: 15.11.2020, Kategorien: BDSM

    Die Nacht verschlief Marie, und als der Morgen kam und mit ihm ihr Handywecker erklang, gähnte sie herzhaft und schlug die Decke beiseite. Die blonden Haare fielen ihr strähnig ins hübsche Gesicht und durch einen Spalt in der Abdeckung des Zugfensters schien die Sonne ins Abteil.
    
    Ins Abteil? Wo ... dann fiel ihr wieder ein, wo sie war. Sofort wurde sie von Aufregung erfasst. Sie war im Zug! Unterwegs nach Luzern! Nein ... erst Basel. Umsteigen. Genau. Neugierig warf sie einen Blick auf den kleinen Bildschirm in ihrem Abteil, der die aktuelle Uhrzeit und den nächsten Halt verriet. Die Fahrt schien nach Plan verlaufen zu sein, in einer Stunde würde der Zug in den Bahnhof einfahren.
    
    Eine halbe Stunde später saß Marie auf ihrem Bett im Schlafwagen, einen Pappbecher mit einem Cappuccino in den Händen. Sie hatte sich einen einfachen Rock und eine Bluse angezogen und den einzigen Blazer, den sie besaß, darüber geworfen. Die langen Haare hatte sie in einen einfachen Pferdeschwanz gebunden. Der Tag konnte beginnen!
    
    Die Einfahrt in den Bahnhof in Basel wie auch ihr Umstieg verliefen ereignislos. Als sie ihre Koffer selber tragen musste, wurde ihr James' Abwesenheit noch einmal schmerzlich bewusst, und als sie endlich in dem Zug der Schweizer Bahn nach Luzern saß und ihr Gepäck mühsam teils in dem hohen Wandfach, teils unter ihrem Sitz verstaut hatte, schwitzte sie.
    
    Die Anstrengung hatte sie anfangs abgelenkt, aber nun, da sie wieder saß und nichts zu tun hatte als das ...
    ... Panorama der nahen Voralpenlandschaft zu bewundern, kam die Unsicherheit zurück. Nervös knabberte Marie an einem Fingernagel. Sie befand sich wortwörtlich auf einer Reise ins Unbekannte. Sie sprang ins kalte Wasser, ohne zu wissen, wie kalt oder tief es tatsächlich sein würde. Glücklicherweise, beruhigte sie sich, gab es Rettungsringe, die sie greifen konnte. Dann konnte sie zwar auch nicht mehr schwimmen und planschen, aber sie würde nicht ertrinken. Diese und andere Analogien halfen ihr, die drängende Unruhe zu bezwingen, die sie erfasst hatte, und endlich gelang es ihr, sich einfach der Fahrt zu überlassen.
    
    Nach einer ganzen ereignislosen Weile ließ eine Durchsage sie aufhorchen. Das Schweizerdeutsch verstand sie nicht so recht und lächelte unwillkürlich amüsiert über die Sprache, die in ihren Ohren so drollig klang. Sie erkannte wenige Worte - aber das Wort "Lozärn" elektrisierte sie. Sie mussten bald da sein! Tatsächlich wich die Natur vor den Fenstern bald hohen, alten, schlicht schönen Häusern und dann - dann sah sie den Vierwaldstättersee. Das tiefblaue, ruhig daliegende Wasser glitzerte im Sonnenschein und spiegelte die wenigen weißen Wolkentupfer, die das Blau des Himmels akzentuierten, wunderschön wider.
    
    Was für ein schöner Anblick, dachte Marie. Unwillkürlich musste sie an die Urlaubsreisen denken, die sie mit ihrem Exmann unternommen hatte. Meist war es in die Karibik gegangen, weil das Thomas' Präferenz gewesen war. Sie selbst hatte gern Berge sehen wollen. ...
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