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Gegen alle Widerstände
Datum: 29.11.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,
... Hause. Sie war stinksauer und wütend. Wütend auf sich, auf diesen verdammten Schweizer, wütend auf Gott und die Welt. Sie räumte ihre Einkäufe weg und setzte sich an den Küchentisch. Ihre Hände zitterten und in ihrem Kopf tobte ein Aufruhr. Wie hatte das nur geschehen können? Sie hatte die Beherrschung verloren und zugeschlagen. Etwas war geschehen, was ihr noch nie passiert war. Ein Mann hatte sich nicht so verhalten, wie sie es erwartet hatte und sie dadurch so gereizt, dass sie die Contenance verloren hatte; sie hatte sich blamiert und angreifbar gemacht. Aber Gregor Gerber hatte sehr gelassen auf ihre Angriffe reagiert und war ihr gegenüber neutral geblieben. Erst im darauf folgenden Disput wurde sein Ton schärfer, aber als sie ihre Beherrschung verlor und zuschlug, da rührte er sich nicht. Seine daraufhin folgende Bemerkung hatte sich in ihr eingebrannt. „Obwohl Silke Gerber ja auch nicht schlecht klingen würde, nicht wahr, Frau Hallmeier?" Dieser Satz hatte sich in ihr festgesetzt und hallte bis jetzt nach. Wollte er vielleicht damit andeuten, dass er sie als Frau so interessant und begehrenswert fand, dass er sie . . .? Oh nein! Das ging jetzt doch zu weit! Silke lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und atmete tief durch. Noch hatte sie etwas Zeit zum Nachdenken. Ihre Töchter waren mit ein paar Freundinnen im Dorf beim Rumstreunen und würden erst in einer Stunde nach Hause kommen. Das sollte eigentlich reichen, um sich wieder zu beruhigen. Sie ...
... trank einen Schluck Kaffee, musste aber ihre Tasse in beide Hände nehmen, so sehr zitterten sie. Sie hatte seit ihrer Scheidung die Nase von Männern gestrichen voll. Nach ihrer Trennung von Klaus glaubten einige, dass sie jetzt Freiwild war, zum Abschuss freigegeben. Sie hatten die Erfahrung machen müssen, dass dem nicht so war. Silke hatte alle abgewiesen, die der Meinung waren, sie hätten jetzt freie Bahn bei ihr und sie würde nur auf sie warten. Und ihre Zurückweisungen waren nicht immer zurückhaltend und freundlich gewesen. Einige hatte sie öffentlich blamiert und seitdem hatte sie ihre Ruhe, aber sie hatte sich auch einige Feinde gemacht. Aber dieser Gregor Gerber lies sich von ihrer barschen Art nicht sonderlich beeindrucken. Er hatte sich nicht aus der Reserve locken lassen und war immer freundlich und zurückhaltend ihr gegenüber geblieben, sogar als ihre Attacken ihm gegenüber schärfer wurden. Immer hatte er die passende Erwiderung auf ihre verbalen Angriffe parat und das auf eine spezielle Art, die ihr jetzt im Nachhinein etwas Bewunderung abverlangte. Und die Art und Weise, wie er sie mit seinen unergründlichen braunen Augen aufmerksam und forschend betrachtete, das wollte sie nicht nur auf ein professionelles Interesse eines Künstlers schieben. Diese Blicke und sein Lächeln riefen Gefühle in ihr wach, die sie erschreckten und gleichzeitig unsicher und neugierig machten. Nur wie er mit Marianne und Tanja „rumgeturtelt" hatte, versetzte ihr einen Stich in der ...