1. Gegen alle Widerstände


    Datum: 29.11.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... Luder´, dachte Silke erbost. ´Dir wird er fehlen, wo du verheiratet bist und Kinder hast. Was soll ich denn sagen? Mir fehlt er doch auch schon.´
    
    Erschrocken hielt sie inne, als sie zu dieser Erkenntnis kam.
    
    * * *
    
    In Gedanken versunken machte sich Silke mit ihren Töchtern auf den Heimweg.
    
    "Mama, wo fährst du denn hin? Pass doch auf! Da geht´s doch gar nicht nach Hause!"
    
    Silke zuckte erschrocken zusammen und bremste am Straßenrand ab. Wo war sie denn lang gefahren?
    
    Sie stand fast in der Einfahrt vor Gregors Haus aber sein Auto war nicht da. Langsam wurde sie wohl verrückt.
    
    Ihre Töchter schauten sich an und schüttelten den Kopf. Was war nur mit ihrer Mutter los? Die ganze Zeit war sie schon irgendwie abwesend und durcheinander. Sie halfen ihr die Sachen ins Haus zu tragen und kamen dann in die Küche. Gregors Bilder hatte Alex vorsichtshalber in ihrem Kleiderschrank unter der Bettwäsche versteckt und hoffte, dass sie dort unentdeckt bleiben würden.
    
    Ihre Mutter saß am Küchentisch, hatte den Kopf auf die Arme gelegt und weinte.
    
    "Mama, willst du uns nicht endlich sagen, was mit dir los ist? Hat dir jemand weh getan? Ist es wegen uns? Bist du vielleicht krank?"
    
    Silke schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen aus den Augen.
    
    "Nein, keine Sorge Kinder, es ist nichts dergleichen."
    
    Alexandra blickte ihrer Mutter fest in die Augen.
    
    "Dann kann es nur ein Mann sein! Wer? Wer ist es, Mama?"
    
    Silke erschrak. War es so offensichtlich?
    
    Sie ...
    ... seufzte und beschloss ihren Töchtern reinen Wein einzuschenken, egal was die beiden dann von ihr denken würden. Sie waren schließlich alt genug.
    
    "Ja, Alex, du hast Recht. Es ist ein Mann, der mich vollkommen durcheinander gebracht hat. Es ist Herr Gerber."
    
    "Wie?", platzte es aus Daniela heraus. "Greg, der Schwyzer? Wirklich? Toll, ich finde ihn echt nett und er kann so schön zeichnen."
    
    "Woher willst du das wissen", fragte Silke misstrauisch.
    
    "Wir haben ihn im Café malen sehen und es war sehr schön was er zu Papier gebracht hat", warf Alexandra schnell ein, bevor sich ihre Schwester vielleicht noch verplapperte.
    
    "So, so", meinte Silke, fragte aber nicht weiter. Sie würde schon herausfinden, was sie wissen wollte.
    
    Die Mädchen waren am nächsten Vormittag mit ihren Freundinnen auf einer Radtour, als Silke wie üblich ihre Zimmer sauber machte. Neugierig wie sie nun einmal war, schaute sie in Alexandras Kleiderschrank nach, ob alles in Ordnung war. Dabei entdeckte sie einen großen Briefumschlag unter der Bettwäsche.
    
    "Erst am Geburtstag öffnen" stand in einer ihr unbekannten Schrift darauf.
    
    Aber, . . . Alex hatte doch erst in fünf Monaten Geburtstag. Wer hatte ihr denn schon jetzt ihr Geschenk gegeben? Oder war das gar nicht für ihre Tochter? Vielleicht sogar für sie???
    
    Mist, er war zugeklebt und so konnte sie ihre große Neugier nicht befriedigen. Sie drückte und tastete und fühlte, konnte aber nicht herausfinden, was darin war. Nur dass es dünn und biegsam ...
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