1. Kumiho Na-Ri 01


    Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... erwartend.
    
    „Dann werden wir sehr wütend!", antwortete Na-Ri kurz angebunden und beugte sich wieder vor, um weiter zu trinken.
    
    Innerlich atmete er auf, er hatte sie anscheinend mit seiner Frage nicht erzürnt, zumindest hatte sie ihn nicht sofort umgebracht. Allerdings war ihre Antwort unbefriedigend gewesen. Was würde tatsächlich geschehen, trennte man einem Kumiho den Kopf ab?
    
    Ihr Wasser tropfendes Gesicht, urplötzlich vor seinem, schreckte ihn aus seinen Gedanken hoch.
    
    „DENK nicht einmal daran! Ich würde SEHR wütend!"
    
    Das Wasser, welches er eben noch getrunken hatte, verlies ihn unten sofort wieder unkontrolliert. Er hatte nicht einmal gesehen, wie sie sich bewegt hatte, so schnell war sie gewesen. Erneut. „Äh, tu ich nicht, wirklich nicht. Es ist nur so, ich bin Soldat, wir sind im Krieg, und wenn du mich begleitest ... Was, wenn wir auf Samurai treffen und es zum Kampf kommt? Die sind gut im Köpfe abschlagen.", stotterte er.
    
    Na-Ris Augen schienen ihn zu durchbohren.
    
    „Mit mir zusammen wirst du keinen Samurai begegnen, solange ich es nicht will. Und wenn es zum Kampf kommt, mach dir nur um deinen Kopf Sorgen! Mich würde das Abtrennen meines Kopfes nicht umbringen, ist das jetzt klar?"
    
    Unfähig zu antworten, nickte er nur.
    
    Sie stand auf, drehte sich um und schritt zur improvisierten Hütte, wo eine weitere Tasche lag, welche ihm noch nicht aufgefallen war. Sie hockte sich hin, öffnete sie und entnahm ein Blätterpaket. Als er erkannte, was sie dort ...
    ... auswickelte, wurde er erneut bleich: Es war ein Herz, an welchem noch Stücke der Adern hingen, welche mit Schnüren zugebunden waren. Nun knotete sie eine auf, steckte sie sich in den Mund und drückte das Herz zusammen. Einige Tropfen Blut rannen aus ihrem Mund über ihr Kinn. Die ganze Zeit blickte sie ihn dabei an. Er begriff die Botschaft.
    
    Als sie das Herz fertig ausgeschlürft hatte, warf sie es achtlos zwischen die Bäume und wischte sich mit dem Handrücken den blutigen Mund ab.
    
    Sichtlich angewidert verzog sie ihr Gesicht.
    
    „Kalt schmeckt es nicht so gut, wie warm und frisch."
    
    De-Yong schluckte seinen Kloß im Hals hinunter.
    
    „Musst du ständig Menschenblut trinken?"
    
    Ihrer Miene war nichts zu entnehmen, als sie antwortete.
    
    „Nein, aber es schmeckt mir am besten. Nur alle drei Monate muss ich einen Menschen wirklich aussaugen!"
    
    Seine Frage hatte Na-Ri verärgert. Wie konnte er es wagen? Aber sie hatte im Laufe der letzten 1000 Jahre gelernt, wie sie sich beherrschen konnte.
    
    Ihr den Kopf abzuschlagen brachte sie tatsächlich nicht um, machte sie jedoch bewegungsunfähig. Innerlich schauderte sie. Für eine Kumiho gab es fast nichts Schlimmeres, als dass ihr Kopf vom Körper abgetrennt würde. Abgesehen von den unbeschreiblichen Schmerzen, kam das Gefühl der Hilflosigkeit hinzu.
    
    Das war eine der wenigen Methoden, mit denen Sterbliche einen Kumiho außer Gefecht setzen konnten: Den Kopf abtrennen und getrennt vom Körper zu verwahren. Würde der Kopf wieder an ihren ...
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