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Kumiho Na-Ri 01
Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,
... schon. Auch das reich verzierte Katana und das Kurzschwert des Samurai nahm De-Yong an sich. Er hatte zwar ein Schwert, doch dieses war besser als seines. Und viel wertvoller. Als er das Gepäck sichtete, fluchte er plötzlich laut auf. „Was ist los?" Na-Ri hatte sich neben dem Feuer behaglich ausgestreckt und ihn die ganze Zeit neugierig beobachtet. „Sechs! Es sind sechs Taschen!" Verwirrt blickte sie ihn an. „Na und?" „Verstehst du nicht? Es waren sechs Männer!" Alarmiert sprang Na-Ri auf. „Warum hast du das nicht gleich gesagt? Wo ist der?" „Vermutlich weggelaufen. Aber es ist schon dunkel, den werden wir nicht mehr finden. Oder kannst du seine Fährte auch im Dunkeln verfolgen?" Nein, das konnte Na-Ri nicht. Zumindest nicht im Augenblick. Der Gestank des Feuerstockes behinderte noch immer ihren Geruchsinn. Alles hier stank danach. Das war widerlich. Sie ließ ihre Verärgerung ungeniert an De-Yong aus. „Du solltest doch aufpassen, dass niemand entkommt! Warum hast du nicht getan, was ich befohlen habe? Den Soldaten hätte ich auch noch erledigt!" „Es tut mir leid, dass ich dein Leben retten wollte. Aber ich hatte auch keinen sechsten Mann gesehen. Der muss im Wald gewesen sein, als der Kampf begann." „Und wenn sie die nur so mitgeführt haben? Beutetasche?" „Nein, sie enthält die Ausrüstung eines Schreibers." „Na und?" „Keiner der Getöteten hatte Tintenflecke an den Händen. Das waren alles Krieger." „Dann haben die halt ...
... aufgepasst und sich nicht bekleckert. Oder länger nicht geschrieben." „Das klappt nicht. Spätestens wenn du die Feder schärfst, bekommst du Tintenflecke an den Fingern ab. Und die bleiben tagelang sichtbar." „Woher weißt du das? Bist du auch ein Schreiber?" „Ich bin Offizier und Schiffsbauer. Ich zeichne und schreibe viel!" „Schiffsbauer? Du meinst diese hölzernen Häuser, mit denen man über das Wasser läuft?" „Ja, genau die." Na-Ri schauderte sichtbar. „Wozu braucht man die? Bleibt doch einfach an Land, das ist sicherer, als dieses eklige, stinkende und salzige Wasser zu überqueren." De-Yong war ihre Reaktion nicht entgangen, aber schwieg dazu. Das war interessant. „Für viele Sachen. Auch um Fische auf dem Meer zu fangen, zur Essensbeschaffung!" „Fische schwimmen auch im Fluss." „Nicht überall gibt es Flüsse." „Ach, lassen wir das Thema. Das langweilt mich." „Ich dachte, ich sollte dir alles beibringen, was ich weiß? Und darin kenne ich mich aus." Ärgerlich musste Na-Ri eingestehen, dass er wieder recht hatte. Der Mensch war ein unausstehlicher Besserwisser. Ganz sicher würde sie ihn töten. Drei Tage noch, längstens. Aber jetzt gab es anderes zu tun. „Dann erklär es mir später, nicht heute. Nun komm, wir müssen uns wieder vereinigen. Ich bin verwundet, und in der Nähe meiner Perle regeneriere ich schneller." „Was ist mit dem entkommenen Schreiber?", versuchte De-Yong abzulenken. „Er könnte Hilfe holen, weitere Samurai hier her ...