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Kumiho Na-Ri 01
Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,
... führen!" „Ach was. Entweder holt ihn sich der Tiger, oder wir werden ihn morgen finden. Er kann uns nicht entkommen! Aber die Vereinigung kann nicht warten. Oder gefalle ich dir nicht mehr?" Aufreizend spreizte sie ihre Beine. De-Yong schluckte. Ja, sie sah atemberaubend schön aus. Aber dass sie über und über mit getrocknetem Blut bedeckt war, hatte doch eine abschreckende Wirkung auf ihn. „Wie wäre es, wenn du dir zunächst das Blut vom Körper waschen würdest?" * * * Na-Ri hatte recht behalten, ihre Wunde war am folgenden Morgen verschwunden. Noch vor dem Frühstück hatten sie sich erneut vereinigt, allerdings ohne große Leidenschaft, ähnlich wie am Abend davor. Es wurde zu einem notwendigen Ritual. Nicht unangenehm, aber nichts, worauf sich De-Yong wirklich freute. Zu sehr waren die Bilder der mordenden Dämonin in seinem Kopf präsent. Und auch die Kumiho schien nicht mehr so bei der Sache zu sein, hatte er zumindest den Eindruck. Sie frühstückten aus der Verpflegung der Samurai, packten ein, was übrig war und brachen auf. De-Yong nahm überdies die Ausrüstung des Schreibers an sich. Zwar konnte er kein Japanisch lesen, aber die gefundenen Dokumente konnten sich vielleicht als nützlich erweisen. Dann hatten sie sich an die Verfolgung des Flüchtigen gemacht. Insgeheim hoffte De-Yong, dass der Mann inzwischen einem Tiger oder einer Giftschlange zum Opfer gefallen war. Mittlerweile wünschte er es niemandem mehr, von einem Kumiho zerfleischt zu ...
... werden. Doch die Hoffnung wurde enttäuscht. „Er ist dort hinunter!" Sichtbar verärgert deutete Na-Ri hinunter ins Tal, wo gerade die Nachhut der japanischen Truppen das Lager abbaute. „Erstaunlich, dass er es bis hierher geschafft hat. Nun gut, dann soll er halt leben, vorerst." „Er wird von uns berichten!", warf De-Yong ein. Gleichgültig zuckte die Dämonin mit den Schultern. „Und wenn schon? Glaubst du, die werden eine Armee losschicken, uns zu suchen? Erklär mir lieber, was die hier überhaupt machen!" „Vor etwa 14 Tagen sind sie an unserer Küste gelandet und haben uns überfallen." „Warum? Was erhoffen sie sich davon?" „Eigentlich erhoffen sie sich gar nichts davon. Wir sind ihnen nicht einmal wichtig. Sie wollen das Reich der Mitte angreifen!" Ungläubig starrte Na-Ri ihn an. „Und warum das?" De-Yong zuckte mit den Schultern. „Vermutlich, weil sie es können." „Ich begreife euch Menschen nicht. Euer Leben ist so kurz, und ihr verkürzt es freiwillig noch mehr. Kannst du mir das erklären?" Ratlos blickte De-Yong auf die feindlichen Truppen hinunter. „Diese Frage habe auch ich mir schon öfters gestellt, aber keine Antwort gefunden. Vielleicht haben wir gar keine Wahl, sondern die Götter zwingen uns dazu?" Der Blick der Dämonin schweifte in die Ferne nach Norden, wo sie den Tempel vermutete. Der Sterbliche hatte möglicherweise gerade sogar die Wahrheit erraten. Vielleicht waren sie alle nur dazu da, die Langeweile der Götter zu ...