1. Kumiho Na-Ri 01


    Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... überraschen können.
    
    Um die Leichen der Soldaten machte De-Yong sich keine Sorgen. Die Dorfbewohner würden sie plündern und nackt in den Fluss werfen. Auch dass sie De-Yong verraten würden, war nicht zu befürchten.
    
    Hoffentlich war der Weg vor ihnen nun frei. Für den Rückweg würde er sich etwas Überlegen.
    
    Bald hatten sie das Tal verlassen und den Wald erreicht, welcher sie verbarg. Um weiteren unliebsame Begegnungen zu vermeiden, schlug De-Yong vor, wieder auf Tierpfade auszuweichen. Einen Moment lang zögernd, stimmte Na-Ri schließlich zu. Sie wählte, nach nicht allzulanger Zeit, einen vielversprechenden Pfad aus, den sie bis zu einer kleinen Lichtung folgten, wo sie anhielten. Sogleich begann sie, sich wieder aus ihrer Kleidung zu schälen.
    
    Na-Ri hatte sich nicht vorstellen können, es zu bedauern, diese Kleidung wieder ausziehen zu müssen. Doch De-Yong hatte sie darin als seine Braut bezeichnet!
    
    Der starrte sie nun verwundert an.
    
    „Warum ziehst du dich schon wieder aus?"
    
    Mit einem leichten Bedauern faltete sie die Sachen zu einem Bündel und verschnürte das ganze. Im Wald waren sie einfach zu unpraktisch für sie. Selbst eben, unten im Dorf, hatten die Sachen Na-Ri beim Kampf behindert. Hier umgeben von Ästen und Dornen gab es unzählige Möglichkeiten, wie sie sich verfangen konnte. Und natürlich zerreißen.
    
    „Weil die Kleidung hier im Wald unpraktisch ist."
    
    „Alle Menschenfrauen tragen Kleidung im Wald!"
    
    „Menschen sind auch dumm."
    
    De-Yong drehte ...
    ... sich beleidigt weg. Eine Diskussion mit der Dämonin war offensichtlich fruchtlos. Kleidung war nützlich und vor allem anständig.
    
    „Ich muss etwas essen, mein Magen knurrt", wechselte er das Thema. „Lass uns einen Moment Pause machen."
    
    Mit diesen Worten öffnete er die Tasche und blickte hinein. Sein Gesichtsausdruck wurde noch finsterer.
    
    „Das ist alles, was du mir übrig gelassen hast?"
    
    Vorwurfsvoll hob er ein halbes Reisküchlein hoch. Nicht einmal genug für eine Mahlzeit.
    
    Na-Ri verstand das Problem nicht.
    
    „Dann nimm eben was anderes. Fang dir was!"
    
    „Fangen?"
    
    „Ja, hier gibt es massenhaft Tiere. Schnapp dir eines!"
    
    Ungläubig starrte er die Kumiho an. Wollte sie ihn verspotten?
    
    „Ich kann nicht einfach irgendein Tier fangen. Ich habe weder Pfeil und Bogen, noch Zeit, sie aufzuspüren. So eine Jagd dauert!"
    
    „Dann ist es ja gut, dass ich bei dir bin, nicht?", lachte Na-Ri. „Warte hier!"
    
    Ehe er etwas erwidern konnte, verschwand sie leichtfüßig zwischen den Bäumen.
    
    Ungläubig starrte De-Yong ihr hinterher. Was hatte sie nun schon wieder vor?
    
    Missmutig betrachtete er den halben, angebissenen Reiskuchen, bevor er ihn schließlich doch aß. Wenigstens etwas, um seinen knurrenden Magen zu beruhigen. Unglaublich wie viel Hunger er nun hatte. Ob das mit seiner neuen Kraft zusammenhing?
    
    Als er an den Kampf im Dorf zurückdachte, war er noch immer erstaunt, wie schnell und leicht er das Schwert geführt hatte. Fast wäre er von seinem eigenen Schwung ...
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