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Kumiho Na-Ri 01
Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,
... Eigentlich war das im Moment gar nicht mehr so dringend', dachte sich Na-Ri. „Wollte ich, doch als du sagtest, dass du mich deinen Eltern vorstellen wolltest, wurde das wichtiger." „Warum?" „Nun, weil mir bekannt ist, dass dies ein wichtiges Ritual bei euch Menschen ist, die Braut heimzuführen. Und damit wären wir dann endlich richtig verheiratet!", erklärte Na-Ri freudestrahlend. De-Yongs Miene wurde mit einem Mal finster. „Na-Ri, wir sind zwar durch einen Pakt verbunden, aber ganz gewiss bist du nicht meine Frau! Ich bin bereits verheiratet. Eine weitere Frau ist mir nicht gestattet." „Dann verstoße sie, wo ist das Problem?", entgegnete Na-Ri, ihrerseits nun langsam ärgerlich werdend. „Ich soll meine Frau wegen dir verstoßen?" De-Yong sah ehrlich überrascht aus. „Wie käme ich dazu? Ich liebe sie. Und wir haben einen gemeinsamen Sohn!" Na-Ri legte den Kopf schief. Das menschliche Gefühl für die Kinder konnte sie nicht verstehen. Nach allem, was sie wusste, war Nachwuchs auch nur eine Art Parasit, der einem Kraft und Zeit raubte. Seltsam dass fast alle Tiere so daran hingen. Nun, selbst Füchse waren davon nicht ganz frei, aber sie waren wenigstens vernünftig genug, das nach wenigen Monaten selbst einzusehen, und den Nachwuchs zu vertreiben. Kumihos dagegen waren unfruchtbar, und hatten derlei Probleme nicht. Wozu Nachkommen, wenn man unsterblich war? Allerdings war sie erfahren genug, keine Diskussion über Sprösslinge mit einem Menschen ...
... mehr anzufangen. Dergleichen Gespräche hatte sie schon öfters vergeblich geführt. Aber diesen Parasiten als Grund anzuführen, sie nicht offiziell zu seinem Weib zu erklären, war eine bodenlose Frechheit. Unwillkürlich bildeten sich wieder ihre Fangzähne aus und ihre Augen begannen erneut dämonisch zu leuchten. „Du sagtest heute früh, dass du mich liebst! War das auch nur etwas, was du anderen erzählen willst, um deren Neugier zu befriedigen?", fauchte sie. De-Yong blieb angesichts der erneuten Gefahr, durch sie zerfleischt zu werden, erstaunlich gelassen. Sie würde ihm ja nichts antun können, war er sich sicher. „Das war eine Äußerung der Leidenschaft. Bei uns Menschen nicht unüblich. So hat das nichts zu bedeuten!" Obwohl De-Yongs Reflexe, Stärke und Schnelligkeit enorm gewachsen waren, reichte es nicht aus, dem überraschenden Angriff der Dämonin auszuweichen. Sie sprang ihn an, ergriff ihn mit beiden Händen und warf ihn etliche Schritte nach hinten gegen einen Baum. Deutlich spürte De-Yong, wie Rippen in ihn brachen und ein unglaublicher Schmerz breitete sich aus. Blut spuckend landete er am Boden. Und obwohl er nun doch damit rechnete, dass er durch die Dämonin sterben würde, begann er zu lächeln: Sie würde seine Seele nicht bekommen! Als sie ihn ein weiteres Mal ergriff und herumwarf, versank er in gnädige Schwärze. Im letzte Moment konnte Na-Ri sich zügeln. Nein, sie durfte ihn nicht töten. Zumindest nicht jetzt. Noch nicht! In ihrer Wut hatte ...