1. Kumiho Na-Ri 01


    Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... Augen schauen. Vielleicht behielt er dann ja doch seine Seele?
    
    Erneut strich ihr ekliger Atem über sein Gesicht.
    
    „Ich kann und konnte dich jederzeit töten, Na De-Yong. Mich kann man nicht aufhalten. Das solltest du inzwischen wissen. Aber du bist dumm. Wir haben einen Pakt, den ich respektiere. Nur deshalb lebst du noch. Doch reize mich noch ein einziges Mal, dann werde ich dir bei lebendigem Leib deine Haut vom Fleisch abziehen, bevor ich deine Seele fresse und in die siebte Hölle spucke! Hast du mich verstanden?"
    
    De-Yong war unschlüssig, was er nun antworten sollte. Wenn er zustimmte, würde er dann zustimmen, dass sie ihn in die Hölle befördern konnte? Ein alles durchdringender Schmerz ließ ihn aufschreien. Mit ihrer Hand quetschte sie seine Hoden!
    
    „Hast du verstanden, Na De-Yong?"
    
    „JAAAAAAAAAAAA!"
    
    Der Berggeist
    
    Es dauerte einige weitere Stunden, bis De-Yong sich so weit erholt hatte, dass er sich aufrichten konnte. Na-Ri hatte inzwischen das Feuer neu entfacht und briet eine kleine Antilope darüber.
    
    Ihr Gesicht hatte sich nicht vollständig zurück in das eines Mädchens verwandelt, noch immer standen die Reißzähne bedrohlich hervor.
    
    Die Leiche des Mönches lag noch dort, wo sie zu Boden gestürzt war. Auf die Ellbogen gestützt, halb aufgerichtet, betrachtete De-Yong die Szene.
    
    „Warum hast du den Mönch umgebracht? Er hatte doch nichts getan!", fragte er mit vorwurfsvollem Bedauern, weil ein unschuldiger Mann seinetwegen gestorben ...
    ... war.
    
    Gleichgültig blickte die Dämonin ihn an. Das Leuchten ihrer Augen war auch noch nicht wieder verschwunden.
    
    „Irgendwas musste ich umbringen, so wütend wie ich war. Und er kam mir gerade recht."
    
    „Aber er war ein harmloser Mönch!"
    
    Blitzschnell sprang Na-Ri auf, hatte mit drei Schritten die Leiche erreicht und drehte sie um. Dabei riss sie deren Kopfbedeckung ab, wo langes Haar zum Vorschein kam. Aus einer Falte des Gewandes zog sie einen langen Dolch. Verächtlich schleuderte sie den Dolch zwischen De-Yongs Beine, wo er dicht vor seiner Männlichkeit bis zum Heft in den Boden drang.
    
    Das Ganze geschah so schnell, dass er nicht einmal Gelegenheit erhielt, Angst zu bekommen.
    
    „Das war kein Mönch. Er wollte dich ermorden und ausrauben. Zumindest ausrauben. Als ich zurückkam, hielt er den Dolch versteckt in seiner Hand, während er dich ausfragte. Unter seinem Gewand trägt er andere Kleidung. Und die Blutspritzer auf dem Mönchsgewand sind nicht von ihm gewesen."
    
    Verächtlich gab sie der Leiche einen Schubs mit dem Fuß, dass sie einen Schritt weit weg schlitterte. Dann hockte sie sich wieder vor das Feuer und drehte den improvisierten Holzspieß weiter.
    
    „Außerdem mag ich auch Mönche nicht besonders. Aber ihr Blut schmeckt genauso wie das aller anderen Menschen. Nun komm, das Fleisch ist gar."
    
    Na-Ri verhielt sich, als sei nichts weiter vorgefallen. Genau das erschreckte De-Yong noch mehr. Obwohl er keinerlei Appetit verspürte, zwang er sich hoch und ging vorsichtig zum Feuer ...
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