1. Kumiho Na-Ri 01


    Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... heilte.
    
    Zwischen den beiden herrschte nun so eine Art Burgfrieden. Beide wollten zum Tempel und arrangierten sich daher. Die tägliche Vereinigung war für beide mehr Pflicht als Leidenschaft. Wobei es für Na-Ri immer befriedigend blieb. Es war einfach ein unbeschreiblich erregendes Gefühl, ihre Kraft auf diese Weise wiederzubekommen. De-Yongs Zurückhaltung nervte sie allerdings. Sie würde froh sein, wenn sie ihre Perle zurückbekam.
    
    Die letzte Etappe ihrer Reise verlief unspektakulär, sah man davon ab, dass Na-Ri nun die Kleidung des falschen Mönchs trug. Da sie auf offiziellen Wegen reisten, begegneten sie so häufig anderen Reisenden, dass ein nacktes Mädchen zu viel Aufmerksamkeit erregt hätte.
    
    Seltsamerweise hatte De-Yong Na-Ri nicht einmal drängen müssen, die Kleidung mitzunehmen und dann sogar anzuziehen. Ein einfacher Hinweis hatte genügt. Offensichtlich schien sie lernfähig.
    
    Tatsächlich hatte Na-Ri aber ein eigenes Interesse verkleidet herumzulaufen. Sie näherten sich dem Tempelberg, und damit dem Gebiet von Cham.
    
    Cham war ein Dokkaebi, ein Berggeist. Berggeister waren in der Regel Menschenfreunde, spielten im schlimmsten Fall den Menschen üble Streiche. Dann hatten es die Betroffenen aber auch verdient.
    
    Wer das Gebiet eines Dokkaebi betrat, tat gut daran eine kleine Opfergabe zu hinterlegen. Zu diesem Zweck waren an entsprechenden Stellen meist kleine Schreine errichtet.
    
    Doch im Falle von Na-Ri war es mit einer kleinen Opfergabe nicht getan, ...
    ... denn sie hatte eine Vorgeschichte mit diesen speziellen Berggeist. Es war recht wahrscheinlich, dass er noch ziemlich sauer auf sie war.
    
    Und da Berggeister heimliche, aufmerksame Beobachter und Zuhörer waren, war es gut, wenn ihre Anwesenheit in seiner Gegend nicht publik wurde.
    
    Daher war sie nicht nur De-Yongs Wunsch nach Kleidung nachgekommen, sondern hatte auch gleich versucht, sich entsprechend zu verkleiden, damit Cham sie nicht erkennen würde. Bei vielen anderen, übernatürlichen Wesen hätte sie damit keinen Erfolg, weil diese Wesen ihre Verkleidung sofort durchschauen konnten, doch Berggeister waren recht eingeschränkt in ihren Wahrnehmungen. Wenn sie auch ihre Haare versteckte, würde sie sicher unbehelligt zum Tempel gelangen.
    
    So zumindest ihre Überlegung.
    
    Es war später Nachmittag, als sie den Fuß des Berges erreichten. Ein Schrein markierte die Grenze des Berggeistes.
    
    De-Yong beachtete den Schrein nicht. Er war kein Reisender auf dem Weg durch das Gebiet, sondern ein Pilger auf dem Weg zum Tempel. Dafür hatte er noch nie um das Wohlwollen des Dokkaebi gebeten. Dementsprechend verwundert war er, als ausgerechnet Na-Ri dort anhielt, um zu opfern. „Was machst du da?", fragte er verwundert, als sie ein gebratenes Stück Kaninchen in den Schrein legte.
    
    „Ich halte mich an die Gepflogenheiten, und erweise dem Berggeist meinen Respekt!"
    
    „Hat eine Kumiho das nötig?"
    
    „Still! Nenn mich nicht so, nie wieder, klar!", fauchte sie ihn böse an. „Ich bin Kim ...
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