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Kumiho Na-Ri 01
Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,
... war nicht einfach, den Dreck aus den Augen zu bekommen, zumal De-Yong von oben bis unten mit Schlamm bedeckt war, und nicht einmal über ein sauberes Tuch verfügte, um sich die Augen auszuwischen. Erneut durchdrang Na-Ris Stimme den Wald. „CHAM! Zeig dich endlich!" „Hm, ich glaube, wir sollten wirklich mal zu deiner Begleiterin sehen", meinte der Gerufene. „Warte, ich helfe dir hoch!" Große, starke Hände ergriffen De-Yong und hoben ihn hoch. Wer immer Cham war, er musste sehr groß sein, dachte De-Yong bei sich. „Danke! Ich kann aber noch immer nichts sehen!" „Ah, warte", erwiderte Cham. „Hier, nimm die Wasserflasche und spül deine Augen aus!" Dankbar nickend tastete De-Yong nach der dargebotenen Flasche, ergriff sie und wusch seine Augen sauber. Es dauerte einige Minuten, bis er langsam wieder sehen konnte. Inzwischen vernahm er immer wieder Schreie von Na-Ri. Langsam begann er sich um die Dämonin zu sorgen. Was hatte sie? „Warum schreit sie so? Und was hast du ihr angetan?", fragte er, noch während er mit dem Auswaschen seiner Augen beschäftigt war. „Oh, bisher wenig. Im Moment ist sie allerdings etwas eingeschränkt in ihrer Bewegungsfreiheit." „Du solltest vorsichtig sein. Sie ist gefährlicher, als sie ausschaut. Sehr viel gefährlicher. Sie ist ein Kumiho! Und sie wird dich töten, wenn du sie verärgerst!", warnte De-Yong. Verschwommen blinzelte er durch seine Augen. Langsam konnte er wieder etwas sehen. Er hob die leere Trinkflasche ...
... hoch, um sie zurückzureichen, als sein Blick auf seinen Retter fiel und er erstarrte. Vor ihm stand eine mehr als zwei Schritt große Gestalt. Bekleidet mit verschiedenen Fellen, war jedoch das ungewöhnlichste an ihr, das etwa armlange Horn, was aus der Stirn des Wesens herausragte. Denn als etwas anderes als ein Wesen konnte De-Yong es nicht bezeichnen: Zu wenig Ähnlichkeiten hatte es mit einem Menschen. Der breite Schädel erinnerte nur entfernt an einen Affen, und abgesehen von dem Horn an der Stirn, waren auch die Ohren ungewöhnlich. Das anscheinend nicht unfreundliche Grinsen verringerte den Schrecken des Anblicks nur unwesentlich. „Danke für die Warnung! Aber das war mir schon bekannt. Ich weiß, wer sie ist. Und sie weiß, wer ich bin. Nun lass uns zu ihr gehen, bevor sie auch noch das letzte Tier von meinem Berg verjagt." Es stinkt ganz gewaltig De-Yong musste nicht erklärt werden, was Cham war. Auch wenn ihm noch nie ein Berggeist begegnet war, hatte er genug Erzählungen darüber gehört. Doch nun begriff er mit Schrecken, dass er seine ganzen Habseligkeiten verloren hatte. „Halt, o mächtiger Cham, meine Sachen, meine Waffen! Das liegt hier alles noch irgendwo im Sumpf! Ich brauch die!" „Nein, liegen sie nicht", antwortete Cham seelenruhig. „Und ob du sie überhaupt noch mal benötigst, werde ich sehen. Zuerst muss ich wissen, weshalb du in Begleitung meiner Feindin meinen Berg betrittst." De-Yong schluckte. Sofort warf er sich auf die Knie und verbeugte ...