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Kumiho Na-Ri 01
Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,
... Seife und einer Bürste hatte sie sich bemüht, den Gestank fortzuschrubben. Sie hatte jedoch nicht das Gefühl, damit Erfolg gehabt zu haben. In ihre Verzweiflung hatte sie sogar versucht, das Zeug von der Haut zu lecken, doch dass erwies sich als fatal. Nun hatte sie den Gestank direkt im Mund, zusätzlich brannte ihre Zunge. Sie hatte den dringenden Verdacht, dass Cham dem Sekret noch ein wenig seiner Zauberkräfte beigemischt hatte. Doch nun gab es Dringenderes. Sie musste sich des Sterblichen entledigen. Rasch schlüpfte sie in die bereitliegenden Sachen. Wenn sie noch ihren Geruchsinn gehabt hätte, hätte sie sicher die Nase gerümpft, denn es waren die schäbigen Sachen eines Bettlers. Der Stoff war rau und scheuerte auf ihrer wundgeschrubbten Haut. Aber der Mönch hatte recht: Sie konnte nicht nackt in den Tempel, das ziemte sich nicht. Den Gedanken, statt dessen in ihrer Gestalt als Kumiho den Tempel zu betreten verwarf sie auch sofort wieder. Sie wollte nicht riskieren, dass dieses Zeug, was so hartnäckig an ihr haftete, in ihr schönes Fell geriet. Wenn es magisch war, mochte es in ihrem magischen Fell seltsame Effekte auslösen. Sie kannte Cham lange genug, um zu wissen, wie hinterlistig er sein konnte. Dadurch ergab sich auch ein anderes Problem: Nur in ihrer Gestalt als Kumiho konnte sie ihre größten Kräfte nutzen, mit denen sie Cham überlegen war. Argh, sie könnte den ganzen Berg entwalden, so zornig war sie inzwischen, aber traute sich nicht, es jetzt zu ...
... versuchen. Cham hatte es ganz gewiss bedacht. Dafür würde er aber auf jeden Fall büßen. Sie hatte Zeit. Der Tempel war leer, als sie ihn betrat. Der Mönch und De-Yong hatten sich in das Wohnhaus zurückgezogen. Sie würde die Nacht alleine im Tempel verbringen, was ihr ganz recht war. So konnte sie Zwiesprache mit der Göttin halten. Die Opfergabe legte sie auf den Altar und versetzte sich dann in Trance, um die große Mutter zu rufen. Auch für eine Dämonin wie sie, war das nichts alltägliches. Und ob die Göttin antwortete, blieb ganz ihr überlassen. Absolut bewegungslos hockte Na-Ri da, während die letzte Kerze im Tempel langsam erlosch. Doch durch ein Fenster fiel der Mondschein und zauberten ihr neun silbrig leuchtende Schwänze, welche nervös zuckten. „Sturmgeborene, du möchtest mich sprechen?" In den jenseitigen Gedankenbildern formte sich ihr wahrer Name, den kein Mensch auszusprechen in der Lage war. Sie war erhört worden. „O göttliche Mutter, ich freue mich, von euch zu hören. Eure Aufmerksamkeit erfreut mein Herz!" Mutter legte viel Wert auf gute Manieren und höfliche Formen. „Nun, Tochter des Windes, was liegt dir auf dem Herzen, dass du es riskierst, mich zu stören?" Und sie war direkt wie immer. Nun, als Großmutter der Götter brauchte sie kein Blatt vor den Mund zu nehmen. „O Göttliche, Größte, Herrliche, ich habe hier ein geringes Problem, und wollte mich nur vergewissern, bei dessen Beseitigung nicht euren Unwillen zu erregen!" Na-Ri ...