1. Kumiho Na-Ri 01


    Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,

    ... bleckte sich die Zähne. Die kurze Zustimmung von Mutter schien ihr nun, da sie es ausgesprochen hatte eigentlich sicher. Sie würde De-Yong gleich am nächsten Morgen zerfleischen, sobald er aus dem Haus trat. Und dann würde sie Cham hinfortblasen, mitsamt seinem ganzen verdammten Wald!
    
    „Ah, du meinst den sterblichen Partner, welchen du an dich gebunden hast?"
    
    Das Gedankenbild, was Na-Ri empfing, enthielt ein kaum verstecktes Kichern. Na-Ri begann einen Knoten im Bauch zu spüren: NEIN!
    
    Sie riss sich zusammen und formte eine möglichst unverfängliche Antwort.
    
    „Ah, Größte, Weiseste und Älteste, wie konnte ich nur annehmen, dass dir solches entginge. Dann stimmst du mir sicher zu, dass diese Verbindung unangemessen, unbedeutend und problemlos wieder zu lösen ist."
    
    „Aber natürlich Tochter. Handele nach Gutdünken, du weißt, ich lass dir gerne deinen freien Willen!"
    
    Na-Ri atmete auf. De-Yong war jetzt nur noch Frühstück für sie!
    
    „Das wird dich allerdings drei Schwänze kosten!"
    
    „WAS?"
    
    Der Schwanz einer Kumiho war kein sinnloses Anhängsel, es war ein Fokus ihrer Kraft. Jeder Schwanz multiplizierte ihre Kraft. Und alle zusammen banden die Perle. Das war ihr innerstes Wesen. Verlor sie ihre Schwänze, wurde sie zum Menschen, sogar sterblich, wenn überdies ihre Perle vernichtet würde. Es gab keine passende Beschreibung dafür, wie eine Kumiho sich fühlte, wenn sie auch nur einen ihrer Schwänze verlor. Schmerz traf es nicht annähernd.
    
    Natürlich konnte einer ...
    ... Kumiho ihre Schwänze zurückgegeben werden, doch dazu bedurfte es schon sehr viel göttlichen Wohlwollens. Es hatte 150 Jahre gedauert, nur einen Einzigen wiederzuerhalten.
    
    „Oh Größte und Weiseste, das kann doch nur ein Scherz sein?"
    
    „Es ist deine Entscheidung, meine Tochter. Nun erfordern andere Geschehnisse meine Aufmerksamkeit. Es war schön, mit dir mal wieder zu plaudern."
    
    Ohne Abschiedsgruß endete die Verbindung.
    
    Als hätte nun auch die Göttin sie mit einem übel riechenden Sekret übergossen, saß Na-Ri da. Das durfte nicht wahr sein! Sie war an De-Yong gebunden?
    
    In ihrer Wut begann sie sich zu verwandeln, fing sich jedoch gerade noch rechtzeitig, als sie ein warnendes Jucken im wachsenden Pelz bemerkte. Wie vermutet hatte das Zeug Auswirkungen auf sie. Es war zum Verzweifeln!
    
    Wütend ergriff sie einen Kerzenständer und warf ihn quer durch den Tempel gegen eine Wand, die er allerdings, dank ihres starken Wurfs, mühelos durchbrach.
    
    Na-Ri zuckte einen Moment lang zusammen, ließ dann jedoch ihre Wut wieder Oberhand gewinnen. Wenn Mutter sie jetzt dafür auch noch bestrafen würde, dann sollte es eben so sein. Schlimmer konnte es ja kaum kommen.
    
    Innerlich krümmte sie sich bereits zusammen, die Verstümmelung erwartend.
    
    Doch zu ihrer Überraschung blieb die Strafe diesmal aus.
    
    Offensichtlich empfand Mutter das Zerstören einer Tempelwand als nicht so schlimm, wie wenn gegen die Wand gepinkelt wurde.
    
    Langsam wich die blanke Wut und Na-Ris Verstand setzte ...
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