-
Kumiho Na-Ri 01
Datum: 31.12.2020, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie,
... wieder ein. Na gut, sie durfte ihn nicht umbringen, und auch nicht die Perle von ihm zurückfordern. Aber es herrschte Krieg und De-Yong war Soldat. Mutter hatte nicht gesagt, dass De-Yong nicht sterben durfte! Das Grinsen in Na-Ris menschlichen Antlitz war weder freundlich noch menschlich. Und niemand, dem so ein Grinsen je gegolten hatte, lebte noch. * * * Als De-Yong zusammen mit dem Mönch, und mit angehaltenem Atem, am nächsten Morgen den Tempel betrat, schlief Na-Ri friedlich zusammengerollt, inmitten eines Chaos aus zertrümmerten Möbeln und anderem Inventar, vor dem Altar der Göttin. Sowohl De-Yong als auch der Mönch hatten eine nahezu schlaflose Nacht gehabt. Ängstlich hatten sie vom Wohnhaus aus das Toben der Kumiho belauscht, und gebetet, dass die Schutzzauber um das Wohnhaus reichen mögen. Als zum Morgen hin endlich wieder Stille eintrat, kamen sie zum Schluss, dass sie die Nacht wohl überleben würden. Und vermutlich auch darüber hinaus. Denn, wenn Na-Ri so wütend geworden war, hieß das ja wohl, dass sie ihren Willen nicht bekam. So hatten sie sich nun in den Tempel getraut. Der Mönch war entsetzt über die Verwüstung im Innenraum und das Loch in der hübsch bemalten Holzwand, wagte aber nicht laut zu schimpfen, jetzt da er wusste, womit er es hier zu tun hatte. So leise sie auch gewesen waren, sofort sprang Na-Ri auf und starrte sie kampfbereit an. Der Anblick erschreckte die beiden so sehr, dass sie vergaßen, die Luft weiter ...
... anzuhalten. Fluchtartig mussten sie den Tempel verlassen. „Ich fürchte, du musst den Tempel einige Tage für Pilger schließen. Und vor allem gut auslüften!", bemerkte De-Yong hustend, als sie draußen frische Luft einatmeten. Ebenfalls nach frischer Luft ringend, betrachtete der Mönch das Loch in der Tempelwand. Entschlossen wandte er sich an De-Yong: „Ich gebe euch ein gutes, reichhaltiges Frühstück, versorge euch für einige Tage mit Lebensmitteln, und allem was ihr sonst benötigt und ich zur Verfügung stellen kann. Aber ich hätte eine Bitte dafür an dich: Sucht diesen Tempel niemals wieder auf!" De-Yong sah wie Na-Ri, wieder in bezaubernder Menschengestalt und einem scheinbar freundlichen Lächeln aus dem Tempel kam. „Wenn ich diesen Tag überhaupt überlebe, einverstanden!", nickte er. Auf der Spur Taka Miyahara war unzufrieden. Statt weiter mit der Armee vorzurücken, Ruhm zu ernten und Kriegsbeute zu machen, hatte er stattdessen den Befehl erhalten, einen desertierten, feindlichen Offizier zu jagen. Doch so sinnlos er es persönlich auch empfand, der Befehl seines Daimyos war nicht nur zu befolgen, sondern er hatte alles zu unternehmen, um Erfolg zu haben. Versagen stand nicht zur Debatte. Immerhin verfügte er über weitreichende Vollmachten. Er war weisungsbefugt und konnte notfalls sogar beliebig Samurai rekrutieren. Doch vorerst würden seine 50 Krieger reichen. Sie waren alle Samurai und beritten. Außerdem genauso sauer wie er, nicht an dem Feldzug weiter ...