1. Das Haus im Venn


    Datum: 30.01.2019, Kategorien: Romantisch

    ... eingerichtet. Allerdings war das Bett gut eins vierzig breit. Ich zog meine Sachen aus, die entweder nass vom Regen oder vom Schweiß waren. Aus meinem Rücksack kramte ich eine leichte Ersatzhose und ein trockenes Ersatzhemd. Auf Socken ging ich über den Flur zu dem Raum in dem sie verschwunden war. Da nach meinem Anklopfen niemand antwortete, trat ich ein. Ich war allein in dem Raum und konnte mich nun in Ruhe umsehen. Es war eine alte Wohnküche mit einem Holzherd der wohl aus den Vierzigern stammt und einem gemauerten Spülbecken und Arbeitstisch. Außerdem gab es einen großen langen und schweren Esstisch, der an zwei Seiten von einer Eckbank umgeben war. Von moderner Küchentechnik gab es keine Spur. Das Neueste stammt vielleicht aus den sechziger Jahren. Jedes Freilichtmuseum wäre auf das Inventar stolz gewesen. Auffällig war in dem Raum ein großes Bücherregal mit einem gemütlichen Lesesessel davor.
    
    Dann ging eine Tür auf, die ich bisher nicht beachtet hatte und meine Gastgeberin kam wohl aus ihrem Schlafzimmer. Sie trug jetzt eine Jeans und ein Sweatshirt.
    
    Wir standen uns etwas verlegen gegenüber und ich sah sie nun das erste mal aus der Nähe und ohne dicke Überkleidung. Sie mochte vielleicht fünfundfünfzig Jahre alt sein und war circa eins siebzig groß. Sie hatte einen kurzen Stoppelschnitt und ihre Haare waren wohl einmal dunkel gewesen, aber jetzt schon deutlich grau. Ihr Körperbau wirkte weder dick noch dünn. 'Sehnig' beschreibt es vielleicht am Besten. Und hätte ...
    ... sie kein typisch weibliches Verhältnis von Beckenbreite und Schulterbreite gehabt, hätte man sie aufgrund ihrer geringen, oder eher nicht vorhandenen Oberweite für einen Mann halten können. Nun konnte ich auch ihr Gesicht sehen. Es war erstaunlich fein gezeichnet. Lippen, die sehr symmetrisch und nach oben geschwungen waren und eine klare Kontur hatten. Dies gab ihre ein freundliches Aussehen, obwohl ihr Gesichtsausdruck ernst war. Ihre Augen waren dunkel und waren schon von den typischen Fältchen des Alters umgeben, wirkten aber noch wach und agil. Soweit es zu sehen war, war ihre Haut eher dunkel und sonnengebräunt. Ihre Hände waren schlank, aber abgearbeitet, mit kurzen Nägeln und Schwielen in den Handflächen und Rissen und Schrunden auf den Handrücken.
    
    Sie schien mich ebenfalls zu mustern. Dann sagte ich zu ihr: "Ich heiße Franz." Mit einem prüfenden Blick in meine Augen antwortete sie: "Hallo Franz, ich bin Marie. Wenn Du möchtest, kannst Du noch vor dem Essen duschen. Das warme Wasser reicht aber nur für fünf Minuten. Das Bad findest Du im Flur neben Deinem Zimmer. Wenn Du fertig bist, können wir essen." Dies waren die längsten zusammenhängenden Worte, die ich bisher von ihr gehört hatte. Als ich mich umdrehte, um ins Bad zu gehen, hatte ich das Gefühl, sie schaute mir nach.
    
    Das Bad war klein und ungeheizt. Es gab ein Waschbecken und eine Dusche. Die Toilette war nochmals extra abgetrennt. Auch wenn das Wasser für mehr gereicht hätte, war es zu kalt in dem Raum, um ...
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