1. Das Haus im Venn


    Datum: 30.01.2019, Kategorien: Romantisch

    ... länger als notwendig zu verweilen. Aber es erfüllte seinen Zweck, ich war wieder sauber und fühlte mich frisch. Außerdem hatte ich nun Hunger.
    
    Als ich wieder in die Küche kam, waren zwei gegenüberliegende Plätze an dem großen Tisch eingedeckt. Auf dem Tisch stand Brot, etwas Butter, Käse und Schinken am Stück und einige Äpfel. Dazu gab es eine Kanne mit heißem Tee. Mit einer Handbewegung forderte Marie mich auf, mich zu setzen. Dann nahm sie vom Herd noch eine Pfanne mit drei Rühreiern, die sie noch eingesammelt hatte, als ich das Holz rein getragen hatte. Sie teilte die Eier auf und schnitt dann dicke Brotscheiben von dem Laib. "Ich habe leider nichts anderes zu Essen da. Ich habe nicht mit einem Gast gerechnet." erklärte sie. "Das reicht mir völlig aus und ist mehr als ich essen kann." antwortete ich und so war es auch tatsächlich. So einfach das Essen war, so gut war es. Das Mahl verlief weitgehend schweigend. Als wir fast fertig waren, nahm sich Marie einen Apfel und sagte: "Die sind von meinen eigenen Bäumen." Dann verzehrten wir genauso still das Obst.
    
    Nach dem Essen räumte Marie den Tisch ab und ich versuchte ihr dabei zu helfen, was aber nicht wirklich gelang, da ich mich nicht auskannte. Dann setzten wir uns wieder an den Tisch und tranken Tee. Nach einer Weile durchbrach ich das Schweigen: "Wohnst Du allein hier?" Sie antwortet: "Nein, mein Hund wohnt auch hier." Auf ein kleines Zeichen kam ihr Hund aus einer dunklen Ecke des Raumes zu ihr und ließ sich ...
    ... kraulen. Offensichtlich hatte sie ihm irgendwann bedeutet, dass es in Ordnung war, wenn ich mit im Haus war, denn seitdem hatte er sich nicht mehr für mich interessiert. "Wenn Du meinst, ob noch andere Menschen hier wohnen, dann nein. Ich bin allein hier und das ist auch okay so. Ich fühle mich gut hier und es fehlt mir nichts." schob sie dann nach und es klang so, als ob sie keine weiteren Nachfragen wollte. "Jetzt wird wieder etwas Wasser warm sein. Ich gehe noch duschen und dann ins Bett. Wenn Du noch etwas lesen willst, bediene Dich." sage sie mit einer Handbewegung zum Bücherregal und ging ins Bad.
    
    Es war gerade zwanziguhrdreißig und ich stand noch einen Moment unschlüssig da, bevor ich mir ein Buch aus dem Regal griff und in mein Zimmer ging. Als ich mich ins Bett legte und noch lesen wollte, merkte ich, wie müde ich von dem Tag war . Im Einschlafen ließ ich den Tag nochmals Revue passieren.
    
    Irgendwann wurde ich mitten in der Nacht wach. Auf dem Flur bewegte sich jemand und es knirschten die Dielen. Zuerst dachte ich, dass Marie nochmals ins Bad geht, aber dann öffnete sich mit einem leisen Knarzen meine Tür. Ich schaltete das Nachtlicht ein. In der Tür stand Marie, die leicht zusammenzuckte. Dann flüsterte sie leise: "Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken. Es tut mir leid, schlaf gut." und drehte sich um. Aber noch bevor sie die Tür schließen konnte, fragte ich: "Was hast Du gewollt, warum bist Du reingekommen?" Sie blieb stehen und schien mit sich zu kämpfen. ...
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