Walhalla
Datum: 10.03.2022,
Kategorien:
Romantisch
... Judith."
"War deine Pause jetzt lang genug? Dann mach mir noch mehr Spaß, Björn."
~~~
War es eine Ahnung des kommenden, die sie antrieb, mit aller Macht weiterzugehen? Sich praktisch nur noch in Walhalla zu etablieren? So wunderbar und großartig die Veränderungen ihrer Persönlichkeit, ihres Handelns und Denkens auch waren, das war nur ein Teil.
Ursula war schon davon total verschreckt. Fand keine Verständnisebene mehr mit ihrer Tochter, und ganz ehrlich, oft verstand selbst ich nicht mehr alles. Was auch immer genau dieser Kontakt war, in dem sie dort stand, er eröffnete ihr Dimensionen, die mir bislang verschlossen geblieben waren.
Ursula erlebte ihre Tochter in absoluter Hochstimmung, tiefer Freude und einem überirdischen Glück. Bei gleichzeitigem rasch fortschreitenden körperlichen Verfall. Schon bald waren Leber und Milz geschwollen, sie hatte Bauchschmerzen, Schluckbeschwerden, Nasenbluten, das nicht aufhören wollte. Aß nicht mehr.
Und weigerte sich, in ein Krankenhaus zu gehen.
"Kind, bitte. Ich weiß, dass sich Björn mit aller Kraft um dich kümmert, aber jetzt ist der Punkt erreicht..."
"Nein, Mama. Jetzt ist der Punkt erreicht, wo ich sterben werde. Und das will ich hier tun, in seinen Armen. Das muss ich hier tun, aber das wirst du nicht verstehen. Du kannst ebenfalls nicht verstehen, wie ich dem Tod entgegentrete, darum bitte ich dich, nicht dabei zu sein."
Ursula konnte nicht antworten, weil sie einen Weinkrampf bekam. Ich nahm sie fest ...
... in den Arm und legte ihren Kopf so, dass sie Judith nicht sehen konnte. Deren Lächeln und Strahlen waren nämlich ungebrochen. Ich wusste natürlich, dass dies nichts mit Ursula, oder ihrer Reaktion zu tun hatte, aber sie schließlich nicht.
"Mama, es ist Zeit, uns zu verabschieden", sagte sie leise, als Ursula sich beruhigt hatte.
Ich tauschte einen schnellen Blick mit ihr, und nickte. Ließ die beiden dafür allein. Sprach mit Ursula noch kurz ab, dass ich mich melden würde. Und ihr bei allem folgenden helfen. Bestellte ihr ein Taxi, sie war mit dem Bus gekommen.
"In meinen Armen, hm? Wie ich dich in den letzten Tagen erlebt habe, denkst du ein paar Schritte weiter, oder?"
"Nein. Der Sex ist vorbei. Wirklich nur in deinen Armen. Noch heute Nacht. Es wird heute Nacht geschehen."
Sie war eine makellose Kriegerin geworden. In den zwei Wochen nach ihrem ersten Eintritt in Walhalla. Es war müßig zu fragen, woher sie es wusste. Sie wusste es, denn auch sie sagte nur noch die Wahrheit.
"Wir werden gemeinsam in Walhalla sein, wenn es passiert?"
"Ja."
"Und du weißt, was dann passiert?"
"Ja."
Und würde es mir nicht sagen. Ich hatte kein Recht, zu fragen.
"Komm. Jetzt", forderte sie mich auf, als wir später im Bett lagen. "Küss mich noch einmal. Dann komm zu mir."
"Danke", war das letzte Wort, das ich von ihr hörte.
Mein Übergang nach Walhalla völlig anders, als alle zuvor erlebten. Ein Gefühl tiefsten Friedens, einer überwältigenden, reinen Liebe. Was ...