Nordlichter - Teil 02
Datum: 07.03.2025,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
... pflichtbewusst, angesichts des morgigen Fluges, für ein Ginger-Ale. Ich war über ihre Wahl überrascht, da ich mich mit achtzehn Jahren mehrheitlich geistesabwesend für Bier oder Whiskey-Cola entschieden habe.
Plötzlich sah ich Don Giovanni mit seiner Magda aufkreuzen. Unser männlicher Flugbegleiter wäre wohl gern mit einem knappen Gruss an mir vorbeimarschiert, im Gegensatz zur Polin.
„Oh, wen haben wir denn da?", begann ihre Eröffnung.
„Hi" und „Hey" bekam sie kurzatmig von mir und Olivia zu hören.
„Ich hoffe, das Fischrestaurant war gut?", wollte ich höflichkeitshalber wissen.
„Ja, da hast du etwas verpasst, mein Guter. Olivia, du noch wach? Ich weiss nicht, ob ich in deinem Alter noch so lange aufbleiben durfte", sagte die sonst charmante Flugbegleiterin relativ schroff.
„Sorry Magda. Aber bei dieser Frage kann ich dir leider nicht behilflich sein. Aber wie du siehst, ist mein Weinglas noch halb voll", sagte der Teenie diesmal erstaunlich eloquent.
„Na ja. Ich weiss auch nicht, wie das bei euch zu Hause damals war. Aber mit 18 durfte ich schon mit Kollegen die Nacht zum Tag werden lassen", entgegnete ich.
„Ja, das ist im Westen so. Bist du eigentlich Protestant oder Katholik, Martin?", wollte Olivia von mir wissen.
„Evangelisch", sagte ich.
„Siehst du? Ich auch. Vielleicht sind die Katholiken in Polen etwas konservativer", ergänzte Olivia und sorgte damit bei Magda für ein wutentbranntes Gesicht.
„Martin, wir sehen uns morgen", ...
... sprach die polnische Schönheit kurz und knapp und kniff energisch ihren Mund zusammen. Sie ging weg, ohne meine Antwort abzuwarten. Innerlich fand ich Olivias Reaktion in Ordnung, aber dennoch etwas zu harsch.
„Du musst nicht gleich immer mit Kernwaffen feuern, wenn einer einen kleinen Aufstand anstachelt", sagte ich.
„Ja, aber die Schnepfe ging mir schon die ganze Zeit auf den Keks", sagte Olivia irgendwie süss. Ich gebe zu, ich war wohl etwas parteiisch.
„Ja, aber du musst lernen, die fünf mal gerade sein zu lassen. Wie oft fliege ich mit einem Captain, den ich nicht mag. Die Hälfte des Fluges besteht darin, sich mental aus dem Weg zu gehen, um nicht unnötige Konflikte entstehen zu lassen. Nur so als Idee", sagte ich grinsend.
„Eine schöne Idee. Resoniert unglaublich gut mit deinem Konzept zur Koexistenz", sagte sie lächelnd. Irgendwie wurde ich nach dieser Aussage sentimental, weil ich wusste, dass all das hier mit dem Abschluss des morgigen Fluges auf einem Abstellplatz geparkt werden wird. „Alles okay?", fragte mich Olivia.
„Ja. Mich nervt nur, dass ich jetzt nicht deine Hand halten kann und wir morgen in Dubai wieder unterschiedliche Wege gehen müssen", sprach ich frei von der Leber.
„Würde ich auch gern. Ich bin aber froh, dass ich wenigstens eine kleine, aber bedeutende Teilstrecke mit dir zusammen zurücklegen durfte. Nichts passiert ohne Grund. Und vielleicht lernst du beim Seniorenschwimmen mal jemanden in deiner Altersklasse kennen", sprach sie ...