1. Nordlichter - Teil 02


    Datum: 07.03.2025, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... hat dein Gesicht etwas von einer Balletttänzerin", sagte ich. Ihr Gesicht strahlte nach meiner Aussage förmlich auf.
    
    „Wer hat dir das gesagt?", wollte Magda wissen.
    
    „Wie, was gesagt?", wollte ich aus ihr kitzeln.
    
    „Ich habe jahrelang Ballett getanzt, bevor ich nach Dubai kam. Jetzt mache ich das nur noch für mich zum Spass", sagte die Polin.
    
    „Ich habe nur geraten, aber vielleicht ist es auch deine graziöse Körperhaltung", sagte ich.
    
    „Ohh, danke", erwiderte sie etwas verlegen. Vielleicht war auch ihr osteuropäischer Dialekt der Grund, warum ich daran dachte. Ich hatte, ohne dass ich es irgendwie hätte belegen können, das Gefühl, als ob die besten Ballerinas aus Russland kommen. Klar weiss ich, dass Polen nicht Russland ist, aber sie hatte etwas Slawisches.
    
    Magda begann über klassische Musik zu referieren und erklärte mir, zu welcher Symphonie sie für eine Kinderaufführung eine Choreografie erarbeitet hatte. Sie redete schnell, wenn sie begeistert war und sprach zudem ein gekünstelt hochgestochenes Englisch, was mich allerdings etwas genervt hatte. Ihren polnischen Dialekt brachte sie aber trotzdem nicht weg. Ich versuchte ihr zu folgen und meine Gedanken nicht in animalische Sphären abgleiten zu lassen.
    
    Sie hatte ein feminines Gesicht, war aber weit von einer puppenhaften Erscheinung entfernt. Sie wirkte schlank, aber zugleich robust. Nicht das, was ein Banause wie ich mit einer dürren und grossen Tänzerin gleichsetzen würde.
    
    Und trotzdem dachte ich ...
    ... daran, wie es wäre, einmal mit einer Tänzerin zu schlafen. Ich interessierte mich irgendwie nicht für sie, aber Magda war hübsch und wir spielten miteinander. Ich war frei, und wenn sie Lust hätte. An dieser Stelle zwang ich mich wieder ihren Ausführungen zu folgen.
    
    „... es war unbeschreiblich, Netrebko in Mailand zu hören. Das war ein purer Zufall, dass ich genau dann einen Nightstop in der italienischen Metropole hatte", sprudelte es vor Begeisterung aus ihr. Ich nickte und schrieb mir den Namen der Sängerin auf. Ich wollte im Zimmer mal was von ihr anhören, um ihre Begeisterung verstehen zu können. „Ich kenne mich, was Opern anbelangt, nur schlecht aus. Lediglich Maria Callas ist mir ein Begriff. Mein Opa hat gerne ‚O mio babbino caro' gehört ..."
    
    „Ja, der Klassiker. Du musst mal ein paar Opern besuchen. Du wirst es lieben", sagte sie wie ein Lehrer zu einem Erstklässler, was ich zugegebenermassen auch war. Vielleicht war sie auch zu kultiviert für mich. Trotzdem ging mir durch den Kopf, ob und wie ich sie heute Abend verführen könnte. Sie verabschiedete sich von uns und machte sich wieder zurück auf den Weg zu ihren Kolleginnen. Ich bat die Polin, das neben mir liegende iPhone an Olivia zu retournieren.
    
    „Ich war vor zwei Monaten mit ihr in Warschau unterwegs und dann hat sie mit unserer Besatzung eine Stadtführung gemacht", sagte Devon begeistert. „Ich hatte echt das Gefühl, als ob sie das hauptberuflich machen würde", fügte er hinzu.
    
    „Na ja, ich fand ihren ...
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