1. Freunde


    Datum: 30.12.2019, Kategorien: Romantisch

    ... konnte. Preisgünstiger.
    
    Wahrscheinlich ging es darüber hinaus. Und nicht erst seit der vergangenen Nacht. Niemand verstand mich so gut wie sie. Zwanzig Jahre. Wir hatten uns in zwanzig Jahren nicht ein einziges Mal gestritten, oder waren aus irgendwelchen Gründen sauer auf den anderen gewesen. Hatten uns mit den anderen über dessen Glück gefreut, mitgelitten, mitgetrauert, wenn es dunklere Tage gab.
    
    Waren immer füreinander da gewesen. War das nicht die Definition von Liebe schlechthin? Ich seufzte. Irgendwie war ich gerade doch ganz schön durcheinander. Weil ich plötzlich die Möglichkeiten begriff, die ich, die wir beide sorgsam ausgeklammert hatten. Die eben diese gewachsene und zufriedenstellende Sicherheit gefährdete, die uns so wichtig geworden war.
    
    Fast hätte ich meine Arbeitsaufnahme und meinen Weckruf für Val vergessen. Es war tatsächlich schon ein paar Minuten nach sieben, als ich den PC hochfuhr und zurück ins Schlafzimmer lief. Zu meiner Überraschung wurde sie sofort wach, als ich ihr leicht übers Gesicht strich.
    
    "Guten Morgen. Schon kurz nach sieben, fürchte ich."
    
    "Morgen. Macht nichts, ich war schon eine Weile wach."
    
    Aha, hatte wohl nur mit geschlossenen Augen dort gelegen.
    
    "Ich mach dir den Kaffee an. Willst du Toast, oder soll ich dir eins von den Aufback-Brötchen in den Ofen schieben?"
    
    "Toast reicht, lass die doch fürs Wochenende."
    
    "Okay, ich will denn mal mit der Arbeit anfangen."
    
    "Tu das."
    
    "Warte... ich sollte mich ...
    ... eigentlich noch für deinen Freundschaftsdienst bedanken. Das habe ich gestern Abend ja gar nicht mehr gemacht."
    
    "Das machen wir lieber mal in Ruhe..."
    
    Hm?
    
    "Hehe, nee, das war jetzt nur als verbaler Dank gedacht. Selbstverständlich besteht eine Freundschaft aus Geben und Nehmen. Ich revanchiere mich gerne irgendwann. Wann immer du möchtest. Wenn du möchtest."
    
    "Also ist alles gut? Bei dir auch keine Alarmglocken?"
    
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte beruhigend. Aber dann... ist das ehrlich? Nicht ganz. Also raus damit.
    
    "Na ja, vielleicht ganz leise. Im Hintergrund. Vielleicht... mehr so in Richtung Weckruf, als richtig Alarm."
    
    "Ja", gab sie mit etwas rauer Stimme zurück.
    
    Es gibt eine Verunsicherung, die beglückend sein kann, fand ich in diesen Momenten heraus. Und wieder saß ich strahlend vor meinem PC. Fing beschwingt meine Arbeit an, während Valentina ohne weitere Einlagen im Bad verschwand. Sie konnte also mal in Ruhe frühstücken, und nicht in ihrer komprimierten Version.
    
    Kam zum Abschied noch einmal zu mir, stellte sich wie am Vortag hinter mich. Umarmte mich auf dem Stuhl sitzend, rieb diesmal aber noch zusätzlich ihr Gesicht an mir. Drehte dann mit einem kurzen Griff ein mein Kinn meinen Kopf in ihre Richtung und küsste mich schnell auf den Mund.
    
    "Bis später. Und denke daran: Wir laufen nachher. Verzieh nicht so das Gesicht. Du wirst es mit einiger Wahrscheinlichkeit überleben. Irgendwelche besonderen Wünsche fürs Abendessen? Nein? Okay, mir fällt ...
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