Der Preis der Freiheit
Datum: 21.05.2020,
Kategorien:
Hausfrauen
... ging, um dort zu beten. Er nickte nur zustimmend und ich ging los. Im Tempel angekommen, ging ich in eine der Nischen und neigte meinen Kopf, bewegte meine Lippen hob meine Hände flehend in die Höhe.
Just als dieser reiche Mann vorbei kam verrutschte mein Schleier und meine Haare waren kurz sichtbar. „O, Verzeihung bitte" bat ich. Er nickte und ich meinte ein Lächeln auf seinen Lippen erkennen zu können. Es könnte sein, dass er schon angebissen hatte. Männer waren ja so leicht zu berechnen.
Nach dem Gottesdienst bewegte ich mich wieder in die Nische und führte mein Spiel weiter und hob flehend meine Hände. Und wirklich, der Herr kam in meine Nähe, vielleicht wollte er auch beten. Ich betete nun etwas lauter, dass er das mitbekommen müsste und klagte über meinen lieblosen Mann und bat für meine Ehe, die ich weiterführen wollte, und dazu die Hilfe des Gottes brauchte, welcher meinen Mann wieder in Liebe zu mir kehren solle.
Als ich die Nische und dann auch den Tempel verließ, sah ich ihn auf dem Vorhof stehen. Ich lenkte meine Schritte, so dass ich nahe an ihm vorbeimusste. Ich ging besonders langsam an ihm vorbei. Ich hörte ein leises „Es tut mir leid, dass ihre Ehe so sehr in eine Schieflage gekommen ist. Möge Baal alle Gebete erfüllen!" Ich nickte und flüsterte ein leises „Danke" und war verschwunden.
Beim nächsten Tempelfest war ich wieder im Tempel, wieder in der Nische betend. Mein Schleier war mir so verrutscht, dass mein Haar dauerhaft sichtbar war. Wieder ...
... drängte dieser Mann sich dicht an mir vorbei. Genau in jenem Augenblick flatterte ein Stück Papyrus aus meiner Hand zu Boden. Er hob es auf und steckte es in seine Tasche. Der Köder war gelegt. Ich ging heim und wartete auf die Dinge, die sich nun entwickeln könnten.
Ich musste nicht lange warten. Ich war nicht lange zuhause, bis es an der Haustüre klopfte. Unser Hausmädchen öffnete und führte den Besuch in die gute Stube. Mein Mann war nicht zugegen und ich empfing den Boten meines Opfers.
„Frau Tanith, ich glaube, dass sie das verloren haben. Mein Herr sendet ihnen dieses Schriftstück zurück. Er meint, dass es ungünstig wäre, wenn es in die falschen Hände gelänge."
„Oh! Vielen Dank. Ich hatte den Verlust noch gar nicht bemerkt. Stimmt, wenn das in die falschen Hände gelangt wäre, das wäre furchtbar gewesen. Doch dein Herr ist ja so ein feiner und diskreter Mann. Vielen Dank, auch an dich, für das Wiederbringen."
„Das ist doch eine Selbstverständlichkeit. Mein Herr lässt einen schönen Tag wünschen. Entschuldigt bitte, ich muss jetzt wieder gehen."
„Einen Moment noch, wie kann ich meine Dankbarkeit beweisen? Es wäre mir eine besondere Ehre und Freude, deinen Herrn hier in meinem bescheidenen Hause für ein kleines Nachtmahl einzuladen. Sagen wir in fünf Tagen bei Sonnenuntergang. Bitte sage das deinem Herrn, als kleines Zeichen meiner Dankbarkeit. Ich wünsche auch schöne Tage bis zu diesem Abend. Mein Mädchen wird dich hinausbringen."
Die Tage bis zu jener ...