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Astrids wundersame Ferien auf St. Antoinette
Datum: 30.05.2020, Kategorien: Insel der Scham,
... auf die Arbeit und die Schulstunden konzentrieren, statt Fantasien nachzueilen. Und für Lucie sei es interessant, sich mit einer Europäerin vergleichen zu können. Sie, die Bäuerin, hoffe, dass Astrid ihr nicht böse sei für diese Zurschaustellung. Astrid fand die Begründung schon etwas erstaunlich, doch eigentlich logisch. Sie konnte der Bäuerin nicht böse sein. Die Bäuerin dankte Astrid auch dafür, dass sie so spontan die Züchtigung der Tochter übernommen habe. Ja, Züchtigung habe auf St. Antoinette noch Tradition, wobei glücklicherweise das Prügeln von Kindern definitiv der Vergangenheit angehöre (abgesehen vielleicht einmal von einer Backpfeife, die ausrutsche). Vielleicht habe Astrid den Pranger auf dem Marktplatz von Jeanville gesehen … Das Gymnasium sei zudem eine Welt für sich mit diffusen Ehrbegriffen, die sie, die Bäuerin, offen gestanden nicht voll durchschaue. So sei es in "altehrwürdiger Weise" noch immer üblich, den Gymnasiastinnen und Gymnasiasten, welche ja später zur geistigen Elite und zu den Führungskräften der Gesellschaft gehörten, Verantwortung für eigenes Handeln auch in brachialer Weise nahe zu bringen, und es würden hierzu die Eltern mit eingespannt. Lucie habe dies gewusst, als sie ins Gymnasium eingetreten sei, so auch Claude. (Jacques habe eine Berufslehre absolviert.) Bislang seien sie, die Bauersleute, solchen schulischen Züchtigungswünschen gegenüber Lucie und Claude nachgekommen. Glücklicherweise seien solche "Meldungen" der Schule bislang selten ...
... erfolgt. Heute früh habe sie sich entschlossen, den Dingen ihren Lauf zu lassen und sich auszuklinken. Astrid hörte fasziniert zu. Insgeheim hatte sie schon das eine oder andere Mal gedacht, obwohl sie sich als moderne Lehrerin versteht, mässig gerötete Pobacken wären bei körperlich und seelisch stabilen Schülerinnen und Schülern ab einem gewissen Alter ein klareres und erfolgversprechenderes und auch den Jugendlichen ernster nehmendes Zeichen, wo und ab wann dummes Verhaltens nicht mehr toleriert werden könne, als blöde Strafaufgaben und "pädagogisch nützliche, einfühlsame" Gespräche. Im Lehrerzimmer und gegenüber den Schulbehörden durfte sie selbstverständlich solche Gedanken nicht äussern. Astrid und die Bäuerin bereiteten zusammen das Mittagessen zu. Punkt Viertel nach Zwölf sass die gesamte Familie, mit Ausnahme des älteren Sohnes Jacques, der an seinem Arbeitsort ass, sowie der Knecht wiederum am grossen Tisch in der Küche. Lucie rutschte auf der Bank von Zeit zu Zeit hin und her und verlagerte ihr Gewicht, denn ihr Po hatte sich noch nicht voll erholt. Claude fragte sie scheinheilig, ob sie nervös sei, worauf Lucie ihm genervt antwortete, er sei ein Arschloch. Claude begann zu erzählen, er habe in der Französischlektion nach der grossen Vormittagspause etwas zum Fenster herausgeblickt, statt sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Da sei er vom Lehrer mit dreckigem Grinsen zur Ordnung gerufen worden, ansonsten wohl die Schweizer Lehrerin wieder zu tun bekomme. Er ...